Fliegen mit Babys und Kindern: Das müsst ihr wissen!

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Mit der Familie in den Urlaub fliegen – da gibt es viele Punkte, die zu beachten sind. Wir haben mit einer gesprochen, die sich wirklich gut auskennt: Frauke Manninga von der Reiseagentur REISS AUS family. Sie verrät uns jede Menge gute Tipps für eure nächste Flugreise mit der Familie.

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Flüge buchen – das kann doch mittlerweile jede und jeder! Eine der gängigen Flugbuchungsmaschinen aufrufen, ein wenig recherchieren – und klick: Schon sind die Flüge gebucht! Doch wer mit Familie auf Reisen geht, hat eine deutlich anspruchsvollere Aufgabe vor sich als Alleinreisende. Worauf muss ich bei der Flugbuchung für die Familie achten? Spricht etwas dagegen, auf Opodo, Booking.com & Co zu buchen? Ist mein Kleinkind im Flieger sicher? Wir haben mit Frauke von REISS AUS family gesprochen und jede Menge Tipps zusammengetragen.

Fachfrau fürs Fliegen: Frauke Manninga von REISS AUS family ©Reiss aus

Lumao: Frauke, mit eurer Kieler Reiseagentur REISS AUS habt ihr euch auf Welt- und Langzeitreisen spezialisiert. Unter dem Markennamen REISS AUS family begleitet ihr vor allem Familien, die für längere Zeit dem Alltag entfliehen und auf Langzeitreise gehen möchten. Für diese Familien übernehmt ihr in der Regel auch die Flugbuchungen. Kann das nicht heutzutage jede beziehungsweise jeder?

Frauke: Natürlich können die meisten Menschen im Handumdrehen einen Flug nach Mallorca buchen. Viele unserer Kundinnen und Kunden haben jedoch andere Pläne, sie gehen auf Langzeit- oder Weltreise – und wir von REISS AUS family unterstützen sie dabei: Wir helfen bei der Ziel- oder Routenfindung, wir suchen die passenden Versicherungen, Visa und Mietwagen heraus – und wir buchen die Flugtickets.

REISS AUS family berät vor allem Familien, die auf Langzeit- oder Weltreise gehen ©zlikovec/stock.adobe.stock.com

Lumao: Man könnte denken, in Zeiten von Opodo, Booking.com & Co sollte das kein Problem darstellen …

Frauke: Man kann sich auf den diversen Flugbuchungsportalen informieren. Man kann checken: Welche Airlines steuern mein Wunschziel überhaupt an? Welche Preise werden abgerufen? Aber wer sich von hier aus weiter zur Buchung vorklickt, erlebt meist böse Überraschungen. Der Preis steigt, das Gepäck ist in der Regel nicht inklusive, und Sonderwünsche lassen sich hier sowieso nicht mitbuchen. Mein Tipp lautet ganz klar: Finger weg von Flugbuchungsportalen!

Flugbuchungsportale: Gut, um Infos einzuholen, doch buchen solltet ihr hier laut Frauke Manninga nicht ©Lyndon Stratford/peopleimages.com/stock.adobe.com

Lumao: Oh, das ist ein klares Statement!

Frauke: Ja! Wenn ein Flug storniert wird oder sich der Abflug um Stunden verschiebt, seid ihr darauf angewiesen, jemanden ans Telefon zu bekommen. Opodo und Booking.com sind noch relativ gut und seriös, dennoch würdet ihr nur schwerlich jemanden erreichen. Wer direkt bei der Airline bucht, landet zwar möglicherweise in der Warteschlange, wird aber mit ein wenig Geduld jemanden sprechen. Und wer über Reisebüro oder eine Agentur bucht, muss im Falle von Flugänderungen gar nichts tun.

Ob noch klein oder schon etwas größer: Flugreisen sind für Kinder ganz schön aufregend ©Aleksei Potov/stock.adobe.com

Lumao: Das klingt entspannt, vor allem für Familien. Gibt es eine grobe Faustregel, wann man die Urlaubsflüge am besten buchen sollte? Lieber kurz- oder langfristig?

Frauke: Flugtickets kann man ab ca. 11 Monate vor dem Abflug buchen. Wir empfehlen, die Buchung rund acht, neun Monate vor Reisebeginn abzuschließen. Vor allem, wer in den Schulferien losfliegen möchte, muss wirklich lange im Voraus buchen.

Lumao: Das heißt, man muss so früh buchen, um nicht für jedes Flugticket 200 Euro mehr zu bezahlen?

Frauke: Genau. Oder auch das Doppelte. Dieser Punkt ist für Familien meist deutlich relevanter als für Alleinreisende, schließlich brauchen Familien gleich mehrere Tickets.



Lumao: Es kursieren ja die wildesten Geschichten: Mittwochs ist ein top Tag für Buchungen, am Freitag soll man am besten die Finger von Flugbuchungen lassen. Was ist dran?

Frauke: Stimmt, diese Gerüchte haben wir auch schon gehört. Aber soweit ich weiß, ist an keinem dieser Gerüchte etwas dran.

Lumao: Noch mal zurück zu euch, zu REISS AUS family. Welche Vorteile hat es, bei euch zu buchen?

Frauke: Familien, die eine Langzeit- oder eine Weltreise machen, müssen mehrere Flüge buchen, die zueinander passen müssen. Das klappt mit professioneller Unterstützung besser. Aber generell gibt es für Familien bei Flugreisen mehr Aspekte zu beachten. Ist zum Beispiel ein Kind unter zwei Jahren dabei, muss ich mich entscheiden: Soll es einen eigenen Sitzplatz haben? Standardmäßig hat es keinen Sitzplatz – und ich kann auch nicht einfach online einen dazu buchen.

Kinder unter 2 Jahren haben in der Regel keinen eigenen Sitzplatz, man kann ihn aber natürlich dazu buchen ©demphoto/stock.adobe.com

Lumao: Das stimmt. Wie sind denn eure Erfahrungen?

Frauke: Aus Sicherheitsgründen ist ein eigener Sitzplatz natürlich sinnvoll, denn Kinder unter zwei Jahren fliegen auf dem Schoß eines Elternteils mit und werden mit einem Zusatzbeckengurt gesichert, dem sogenannten Loopbelt. Dieser Gurt birgt Gefahren. Er sichert nur die Mitreisenden, nicht aber das Kind selbst, das sich schwere Verletzungen zuziehen kann. Ein Autositz wäre da viel sicherer. Allerdings muss man den Kindersitz selbst mitbringen, zudem muss dieser zugelassen sein und auch noch auf den jeweiligen Flugzeugsitz passen. Das ist echt eine schwere Entscheidung: Man muss die Sicherheit des Kindes gegen das relativ teure Kinderticket abwägen, das ungefähr 80 Prozent des Erwachsenentickets kostet.

Lumao: Es ist schon eigenartig: Im Auto denkt niemand drüber nach, das Kind unangeschnallt mitfahren zu lassen. Beim Fliegen ist das anders.

Frauke: Genau. Dabei können Starts und Landungen für kleine Kinder, die auf dem Schoß sitzen, sehr gefährlich sein. Wird ein Start abgebrochen und der Pilot muss beispielsweise stark bremsen – da wirken Kräfte, die niemand hält!

Besonders Starts und Landungen können für Kleinkinder, die auf dem Schoß sitzen, gefährlich werden ©nadezhda1906/stock.adobe.com

Lumao: Das heißt, ihr empfehlt den Familien, ein Ticket für das Kind unter zwei zu buchen?

Frauke: Auf Langzeitreisen mit verschiedenen Teilstrecken ist es kaum möglich, Kindern unter zwei einen eigenen Sitz zu buchen. Was macht man in der Ferne mit dem Kindersitz? Dazu kommt: Es gelten ganz unterschiedliche Regelungen, in Australien oder den USA dürfen nicht all unsere Kindersitze genutzt werden. Wer aber einen einfachen Urlaubsflug vor sich hat und am Urlaubsort einen Mietwagen übernimmt, sollte vielleicht überlegen, einen Platz für das Kleinkind zu buchen, den Kindersitz mitzunehmen und schon im Flugzeug zu nutzen.

Auf jeden Fall sicherer für Babys und Kinder unter 2 Jahren: der Flug im Autositz und auf eigenem Sitzplatz ©New Africa/stock.adobe.com

Lumao: Manche schwören auf Nachtflüge, andere auf den Abflug am Mittag. Gibt es eine ideale Abflugzeit für Familien?

Frauke: Die meisten Familien möchten Langstrecke über Nacht fliegen. Da ist die Hoffnung groß, dass der Nachwuchs den Flug verschläft. Wir hatten aber auch schon Kundinnen und Kunden, die am Tage fliegen wollten. Sie hatten Sorge, dass die Kinder nach dem Flug ausgeschlafen sind, sie selbst aber kaum ein Auge zugetan haben und dennoch den Tag durchhalten müssten. Ich würde sagen: Das ist eine individuelle Entscheidung. Bei Kurzstrecken möchten Familien meist vermeiden, morgens um 6 Uhr zu fliegen, weil sie sonst um 3 Uhr aufstehen müssen. Verständlich …

Lumao: Die meisten Eltern wünschen sich, per Direktflug zum Urlaubsziel zu fliegen. Was sagst du zu Zwischenstopps?

Frauke: Ich finde, gerade auf langen Flügen kann es schön und erholsam sein, mal umzusteigen. Drei Stunden zwischen den Flügen sind für mich eine optimale Dauer. Man sollte allerdings darauf achten, diesen Zwischenstopp nicht in einem Land einzulegen, das ein extra Visum erfordert. Wenn ihr in den USA oder in Kanada umsteigt, braucht ihr ein zusätzliches Visum, zudem müsst ihr euer Gepäck abholen und wieder aufgeben – das sollte man vermeiden. Familien, die den Zwischenstopp ausdehnen und über Nacht bleiben möchten, empfehlen wir immer, zwei oder drei Nächte zu bleiben. Alles andere ist Stress: Raus aus dem Flughafen, rein ins Hotel, die Zeitverschiebung verdauen, und wenn das geschafft ist, muss man schon wieder weiter.

Gerade auf Langstreckenflügen können Zwischenstopps für Eltern und Kinder erholsam sein ©nadezhda1906/stock.adobe.com

Lumao: Wir ahnen, ihr von REISS AUS kennt euch gut aus, daher mal ganz direkt: Gibt es Unterschiede zwischen den Airlines in Bezug auf Familienfreundlichkeit?

Frauke: Ja, da gibt es deutliche Unterschiede. Die meisten arabischen und asiatischen Airlines sind super, bei denen ist in der Regel auch der Service richtig gut. Innerhalb von Europa sieht das ein bisschen anders aus. Und leider nehmen sich hier die verschiedenen Airlines auch nicht viel. Mein Tipp: Erkundigt euch, wenn ihr unsicher seid. Fragt in den Facebook-Foren nach, ob jemand in der letzten Zeit mit der Airline geflogen ist, die ihr im Visier habt.

Nicht nur beim Service, auch beim Essen haben die arabischen und asiatischen Airlines die Nase vorn ©Yakobchuk Olena/stock.adobe.com

Lumao: Was empfehlt ihr – sollten Familien ihre Sitzplätze vorab reservieren? Meist ist das ja kostenpflichtig …

Frauke: Das stimmt, bei den meisten Airlines ist der Service, frühzeitig festzulegen, wo man sitzen möchte, inzwischen kostenpflichtig. Qantas und Emirates beispielsweise nehmen pro Person und Teilstrecke aktuell um die 25 Euro. Nehmen wir mal an, eine vierköpfige Familie fliegt von Hamburg über Dubai nach Bangkok, dann würden noch mal rund 400 Euro für Sitzplatzreservierungen anfallen. Ich würde das wahrscheinlich nicht machen. Mein Tipp: Einfach mal abwarten und schauen, ob man zusammenhängende Plätze ergattert. Ansonsten kann man durchaus im Flugzeug noch einen Platztausch versuchen – das klappt auch oft!

Sitzplatzreservierungen sind oft kostenpflichtig. Fraukes Tipp: Abwarten und schauen, ob ihr zusammenhängende Plätze ergattert! ©Sidekick/stock.adobe.com

Aber es gibt natürlich auch Ausnahmen. Familien, in denen Mama oder Papa Flugangst haben oder Familien mit Baby – da ist es absolut ratsam, wenn man zusammensitzt und da keine Kompromisse macht.

Lumao: Hast du noch weitere Tipps für unsere Leserinnen und Leser?

Frauke: Spontan fallen mir noch drei ein. Erstens: Die Airlines möchten ja, dass Familien zuerst einsteigen, aber wer kein Baby hat, sollte den Flieger besser später besteigen. Denn wer früher einsteigt, muss länger sitzen! Wer größere Kinder hat, sollte sich vor dem Flug lieber noch ein bisschen bewegen.

Und zweitens: Schließt eine Reiserücktrittversicherung ab! Familien haben ein deutlich größeres Risiko, die Reise nicht antreten zu können. Das kann ganz unterschiedliche Gründe haben: Ein Familienmitglied kann krank werden, aber es kann ja auch eine Schwangerschaft dazwischenkommen. Seit der Pandemie hat sich einiges verändert: Man kann zwar in der Regel noch gebührenpflichtig umbuchen, aber die meisten Flüge können nicht mehr storniert werden. Da ist eine Reiserücktrittversicherung Gold wert.

Und drittens: Falls ihr in die Ferne fliegt, plant nach der Ankunft lieber keine weite Weiterreise mehr ein. Das Ankommen wird deutlich stressfreier, wenn ihr erstmal eine Nacht in der Nähe des Flughafens bleibt und dann ausgeschlafen weiterreist.

Lumao: Vielen Dank für die vielen Tipps, liebe Frauke.

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