Auf einen Blick!
Osttirol liegt südlich des Alpenhauptkamms und ist mit seinen 266 Dreitausendern eine tolle Wintersportdestination. Die etwas abgeschiedene Lage vom restlichen Tirol macht diese österreichische Urlaubsregion mit ihren stillen Tälern zu einem Geheimtipp abseits der Touristenmassen.
Zielgruppe Ob kleine oder große Fans des Alpinskis, Tourengeher, Schneeschuh-Liebhaber oder Winterwanderer – in Osttirol, dem Land der Berge, kommen Wintersportfans jeden Alters voll auf ihre Kosten.
Highlights Die Skigebiete Zettersfeld und Golzentipp sind super für Familien. Außerdem empfehlenswert: das Winterwanderdorf Kartitsch und eine geführt Schneeschuhtour durch den Nationalpark Hohe Tauern.
Übernachten Toll für Familien ist das Hotel Holunderhof direkt an der Talstation der Zettersfeld-Seilbahn, nur einen kurzen Spaziergang von der malerischen Lienzer Altstadt entfernt.
Eine Reportage von Kirsten Düspohl
Glitzernder Tiefschnee knirscht unter unseren Schneeschuhen, Tannen mit dicken Puderzuckerhauben rascheln leise im Wind, hin und wieder ruft ein Vogel über unseren Köpfen. Ansonsten: absolute Stille. Die majestätischen Berge ringsum sehen aus wie eine in Watte gepackte Landschaft, die alle Geräusche schluckt. „Ganz schön gewaltig“, flüstert mein Mann Jan neben mir, lässt seinen Blick über die unberührte Natur des Nationalparks Hohe Tauern schweifen, die sich wie eine weite, weiße Wüste bis zum Horizont erstreckt.

Keine Lifte, keine Skipisten, keine Menschen – ein Anblick, der selten ist im Winterurlaubsland Österreich. Sogar unseren Kindern Jette (15) und Tom (13) hat es die Sprache verschlagen. Sie schauen konzentriert durch ihre Ferngläser, auf der Suche nach den Big Five der Berge.

Schneeschuhwandern am Großglockner
Wo sollte das besser gelingen als hier, am Fuße des Großglockners in Osttirol? Zumal wir auf dieser geführten Schneeschuhwanderung einen echten Experten an unserer Seite haben: Andreas, Nationalparkranger und unser Guide bei der Tour „Wilde Überlebenskünstler“. Der sympathische Österreicher hatte uns und die anderen Gäste vorab mit Schneeschuhen, Stöcken und Ferngläsern ausgestattet und stapft nun im Gänsemarsch mit uns durch dieses postkartenschöne Winteridyll.

Unser Ziel: die Big Five der Alpen entdecken. Ganz konkret: Steinbock, Gams, Murmeltier, Steinadler und Bartgeier. „Die volle Punktzahl werden wir nicht erreichen“, ist sich Andreas sicher, „schließlich halten die Murmeltiere jetzt ihren Winterschlaf.“ Eine Garantie gibt es sowieso nicht, denn der Nationalpark Hohe Tauern ist mit seinen 185.000 Hektar riesig, das größte Schutzgebiet der Alpen. Wir aber haben Glück. Immer wieder bleibt der Ranger stehen, stellt routiniert das Spektiv ein.

Und während wir durch das Fernrohr Gämse, Alpensteinbock und Bartgeier bestaunen, erzählt uns Andreas einiges über die Tiere und den wichtigen Schutz ihrer Lebensräume. Und dann ziehen wir weiter durch diese weiße, stille Pracht, hinterlassen eine Spur aus breiten Bigfoot-Abdrücken und haben fast das Gefühl, die Berge für uns alleine zu haben.
Familienskigebiet in Osttirol: Zettersfeld
In Osttirol hat man viel Platz – das merken wir auch am nächsten Urlaubstag. Statt in Schneeschuhen geht es heute auf Skiern und Snowboards in den Schnee. Von unserem Hotel Holunderhof direkt an der Talstation der Zettersfeld-Seilbahn gondeln wir hoch hinauf auf schneesichere 2.279 Meter. Das als familienfreundlich zertifizierte Skigebiet gilt als Sonnenterrasse der Stadt Lienz – davon bemerken wir an diesem Tag wenig: viel Schnee, schlechte Sicht.

Ein Problem ist das nicht, denn die gut präparierten Pisten sind himmlisch breit – und überraschend leer. „Anstehen an Liften oder Gedränge auf den Pisten gibt’s hier nicht“, versichert uns ein Österreicher, der seit vielen Jahren mit seiner Familie zum Skifahren nach Osttirol kommt. Eines steht fest: Am Angebot kann es nicht liegen, dass man hier mit so viel Freiraum skifahren kann, denn mit gerade einmal 21 Pistenkilometern ist das Skigebiet am Zettersfeld zwar überschaubar, aber dank blauer, roter und schwarzer Abfahrten und einer Fun-Arena mit zwei Slalom-Strecken dennoch vielseitig. Könnte gut sein, dass wir mit Osttirol einfach noch einen echten Geheimtipp gefunden haben.

Osttirol – das Berg-Tirol
Osttirol. Von den Einheimischen wird diese Urlaubsregion Österreichs gerne ihr Berg-Tirol genannt, denn hier ragen ganze 266 Dreitausender in den Himmel. Was es hier im Überfluss gibt? Natur! Berge, Wälder, stille Täler und zwischendrin wie hingetupft urige Bergsteigerdörfer und zauberhafte Orte wie die Sonnenstadt Lienz, eine charmante Kleinstadt mit 12.000 Einwohnern, bunten Häusern und mediterranem Flair.

Kurzum: Osttirol ist ein Naturparadies – gerade auch im Winter, wenn sich die Berge in weiße Schneeriesen verwandeln und kleine und große Wintersportfans die Pisten hinunterwedeln. Insgesamt sechs Skigebiete tummeln sich hier auf der Südseite der Alpen, die meisten von ihnen mit nicht einmal 50 Pistenkilometern. Wer Strecke machen will, ist in Osttirol falsch, wer pures Skivergnügen auf breiten Pisten und zu erschwinglichen Preisen genießen möchte, ist jedoch goldrichtig.

Hängebrücke, Abenteuerberg und Winterwanderwege – Osttirols Natur ist vielseitig
Das Gefühl von Weite und Ruhe begleitet uns durch den gesamten Winterurlaub. Menschenmassen? Hektik und Warteschlangen? Fehlanzeige! Egal, ob wir in Kals am Großglockner den familienfreundlichen Wanderweg zur 55 Meter langen Hängebrücke über den Ködnitzbach einschlagen, auf dem Ski- und Abenteuerberg Golzentipp wieder und wieder die Pisten hinuntersausen oder im Bergsteigerdorf Kartitsch, dem ersten Winterwanderdorf Österreichs, einen der neun speziellen Winterwanderwege entlangmarschieren.

Wir entscheiden uns für den Winklertalweg, mit knapp 4,5 Kilometern Länge und 124 Höhenmetern die perfekte Strecke für wandermuffelige Teenager. „Die haben den Weg scheinbar nur für uns geräumt“, lacht unser Sohn Tom, als wir nach rund einer Stunde immer noch keiner Menschenseele begegnet sind. Top präpariert und bestens ausgeschildert sind die Wege trotzdem – und sie führen durch eine Bilderbuchlandschaft, die selbst unsere Kinder vergessen lässt, dass wandern doch eigentlich doof ist.

Auf Nachtwächtertour durchs hölzerne Dorf Obertilliach
„Na klar haben wir viele Urlauber hier“, lacht Josef „Jolly“ Lugger auf unsere Nachfrage, „aber bei uns gibt es so viel Natur, da verteilt sich das einfach.“ Mit Jolly lernen wir an einem Abend im Urlaub einen besonderen Einwohner Osttirols kennen: den letzten Nachtwächter Österreichs. Zwei Mal die Woche lädt er zum geführten Nachtwächterrundgang durch Obertilliach. Im dunklen, langen Lodenmantel, mit schwarzem Filzhut auf dem Kopf und Laterne und Hellebarde in den Händen führt der Obertilliacher durch das „hölzerne Dorf“, ein sogenanntes Haubendorf mit Dächern, die alle in dieselbe Richtung zeigen und dicht an dicht stehen. Ursprünglich wurde der Beruf des Nachtwächters im Mittelalter eingeführt, um vor Feuer und räuberischen Angriffen zu schützen, heute ist er eine liebgewonnene Tradition und eine Touristenattraktion. „Man kommt sich vor wie auf einer Zeitreise“, findet Jette, als wir unsere Runde durch das urige, spärlich beleuchtete Dorf drehen und dabei Jollys Anekdoten lauschen.

Toll für den Winterurlaub mit Kindern: Osttirol
„Hier ist es ja nahezu trubelig“, grinst mein Mann, während wir durch die Altstadt von Lienz spazieren. Es ist der letzte Urlaubstag und wir sind von unserem ursprünglichen Plan, nur noch schnell ein paar Urlaubsmitbringsel zu besorgen, abgekommen, haben uns in den hübschen Gässchen verloren und uns vom nahezu italienischen Flair dieser schmucken Kleinstadt mitreißen lassen.

Statt eines Supermarkts steuern wir eine gut besuchte Eisdiele an, schlendern mit riesigen Stracciatella- und Schokokugeln über lebhafte Plätze, vorbei an bunten Hausfassaden, dem fast schlossähnlichen Rathaus und der imposanten Spitalkirche. „Ich weiß gar nicht, was mir lieber ist: dieses lebendige Stadtflair oder die Einsamkeit und die Weite der Natur“, sage ich zu meiner Familie. Das Gute ist: Ich muss mich gar nicht entscheiden – zumindest nicht bei einem Urlaub in Osttirol.

Nach diesen Urlaubstagen sind wir uns alle einig: Osttirol ist ein tolles Reiseziel für den Familienwinterurlaub. „Vielleicht sagen wir niemandem, dass es hier so schön ist, dann bleibt es ein Geheimtipp“, schlagen unsere Kinder lachend vor. Ja, man wäre fast versucht, andererseits: Hier gibt es wahrlich genug Platz für alle …

Infos zum Familienurlaub in Osttirol
Weitere Tipps und Inspirationen zum Winterurlaub in Osttirol findet ihr auf der Website der Urlaubsregion.














