Auf einen Blick!
Minikreuzfahrt Auszeit auf der Ostsee. Die Fähren der Linie Kiel–Oslo wurden schon vor Jahren durch Schiffe erneuert, die Kreuzfahrt-Flair vermitteln – mit Shopping-Mall, Pool, Spa, Spieleland etc.
Geeignet Meer, Schiff und Seefahrt-Ambiente sind für Kinder aller Altersstufen spannend. Auch in der Nebensaison ein Erlebnis!
Gut zu wissen Der Fähranleger in Kiel ist nur 300 Meter vom Hauptbahnhof entfernt. Wer mit dem Auto kommt, findet direkt am Kai einen Parkplatz (kostenpflichtig).
Kosten* Die zweitägige Hin- und Rückreise für zwei Erwachsene mit zwei Kindern in einer Vierbettkabine gibt es bereits für unter 400 € (preiswerte Kabinenkategorie und Saison, ohne Extras). Hier geht‘s zu den Familienangeboten der Reederei Color Lines.
*zum Zeitpunkt der Veröffentlichung, ohne Gewähr
Reportage von Caroline Schmidt-Gross
Die Vorstellung war einfach verlockend: keine ewig lange Kreuzfahrt, nur eine Schnupperversion davon, eine Minikreuzfahrt von Kiel nach Oslo und zurück. Die meiste Zeit würden wir auf See verbringen und ein paar Stunden in der norwegischen Hauptstadt. Ich checkte das Wetter, dann schnappte ich mir meine Tochter Maya, 11, und brach auf. Ziel: der Fährhafen in Kiel.

Einmal Oslo und zurück – in 44 Stunden

44 Stunden dauert der Trip mit der “Fantasy” von Kiel nach Oslo in Norwegen. Um Punkt 14 Uhr werfen die Matrosen die Leinen los. Die riesige Fähre setzt sich träge in Bewegung, schnell wird der Hafen von Kiel kleiner. Die blau-weiße Autofähre schiebt sich durch die Förde, begleitet von Möwen, Segelschiffen, Motoryachten und Fischkuttern. Die großen Bootshäfen Schilksee und Laboe schieben sich vorbei, dann die Leuchttürme von Strande und Heidkate.

Voraus liegen über 600 Kilometer Seeweg und Dänemark und Schweden. Als Kiel schon fast nicht mehr zu sehen ist, marschieren Maya und ich aufs Oberdeck, um uns Eis und Kaffee zu gönnen. Die Sonne wärmt, die Wellen schwappen an den Rumpf des Riesen, die Kiter ziehen in der Ferne ihre Kreise und der Motor stampft vor sich hin. Wir sind noch keine zwei Stunden unterwegs, aber für uns ist die Welt jetzt schon ziemlich in Ordnung und der Alltag weit weg. Ich denke: Wahrscheinlich werden selbst zappelige Kinder über kurz oder lang ruhig, wenn sie nur lange genug auf’s Meer schauen. Maya hält begeistert die Nase in den Wind: „Wie klein die Segelboote von hier oben aus sind“, ruft sie und versucht ihre langen Haare zu bändigen. Um uns herum sind nur noch Meer und Wellen.
Rund um die Uhr Meer in Sicht
Für einen kleinen Preisaufschlag haben wir eine Kabine mit Bullauge und Blick aufs Meer ergattert. Unser Tipp: Bucht am besten auf Deck 11, also ganz oben, dann ist der Weg an die frische Luft nicht so weit. Wer wie wir zu zweit unterwegs ist, bekommt mit Glück dennoch eine Viererkabine. Und in der ist alles vorhanden, was man braucht: ein Bad mit Dusche und WC und ein Kühlschrank. Alles andere haben wir mitgebracht: Bücher und Spiele, einen Laptop mit Filmen – und reichlich zu Essen. Ich packe das Brot und den Aufschnitt aus, Obst, Süßigkeiten, Kaffee und Milch, Tee und Wasser. Dann Teller, Tassen, Gabel, Löffel und ein Taschenmesser. Der Grund: Wir möchten möglichst kostengünstig reisen – und versorgen uns auf der Reise nach Oslo selbst.

Irgendwann machen wir uns auf den Weg, um die “Fantasy” zu erkunden. Am Heck könnte man tanzen und Seilspringen. Zwei Clowns sorgen für Stimmung und Kinderparty. Im Indoor-Spaßbad können die Kids planschen und rutschen, es gibt eine kleine Spielhalle und verschiedene Restaurants, in denen man Pizza, Burger und Sushi essen kann.
Oslo im Schnelldurchlauf: mit Königspalast, Picknick und Parlament
Gegen 9 Uhr am nächsten Morgen kommt allmählich Unruhe auf an Bord der “Fantasy”, pünktlich um 10 Uhr öffnet die Fähre ihren Bug, um Autos und Passagiere an Land zu lassen. Ab jetzt bleiben uns vier Stunden Zeit, um Oslo zu erkunden, dann legt das Schiff wieder ab.

Wir lassen uns treiben, über eine kleine Brücke Richtung Königspalast. Im Park vor dem Sitz von König Harald von Norwegen breiten wir unsere Picknickdecke aus und frühstücken. Anschließend geht’s über die große Promenadenstraße Richtung Parlament. Zwei nette Damen verteilen am Parkeingang Stadtpläne und Veranstaltungskalender – so können wir uns gut orientieren. Maya hat eine ganz pragmatische Idee: „Lass uns ein Eis essen!“ Das machen wir und statten auch der Shopping Mall in der Innenstadt einen Besuch ab. „Ist der Fußboden hier blankpoliert!“, staunt Maya. Wie gut, dass wir hier sind, um noch ein Souvenir zu erstehen, einen Becher mit Oslo-Schriftzug.

Mit etwas Eile schaffen wir es rechtzeitig zurück auf die Fähre, lassen uns auf dem Sonnendeck nieder und räkeln uns. Trinken Saft und genießen die Aussicht auf den Yachthafen und die Museumsinsel der norwegischen Hauptstadt. Eins ist sicher: Wir kommen wieder, vielleicht auch, wenn es regnet. Denn in Oslo gibt es noch so viele tolle Museen zu besichtigen. Das Internationale Kindermuseum und das Kon-Tiki-Museum, in dem man Thor Heyerdahls Expeditionen nachempfinden kann. Und auch das Frammuseum, das sich der Geschichte der norwegischen Polarforschungsreisen widmet.

Wie im Flug vergangen: die Minikreuzfahrt

Rund 44 Stunden nach unserer Abreise schließen wir wieder unsere Haustür auf – nach zwei Tagen Schlemmen und Dösen. Ich weiß jetzt, dass das Tuckern der Fähre unglaublich schläfrig macht, dass die Betten urgemütlich sind und dass die zwei Tage wie im Flug vergangen sind. Maya würde auf jeden Fall am liebsten gleich wieder mit der “Fantasy” nach Norwegen schippern. Aber jetzt sind wir ja erstmal erholt …