Freitagabend, 17 Uhr, gleich nach der Arbeit geht es los. Unser Ziel: Augsburg. Die bayerische Stadt gehört zu den ältesten Städten Deutschlands, in der Altstadt reihen sich mittelalterliche Bauten aneinander. Dazwischen der Dom aus dem 11. Jahrhundert und das Renaissance-Rathaus. Kein Wunder, dass auch unser Wochenend-Programm prall gefüllt ist: Wir möchten die Stadt erkunden und das Fugger und Welser Museum, Mozart Haus, Fuggerei, Puppenkiste und Zoo. Ob meine Kinder Katharina (11 Jahre) und Florian (8 Jahre) das alles mitmachen?

Nachts im Tierpark: die Dschungelnacht im Augsburger Zoo
Gleich nachdem wir ins Hotel Alpenhof eingecheckt haben, steuern wir den Augsburger Zoo an. Heute ist Dschungelnacht. Einmal im Jahr, meist am ersten Wochenende der bayerischen Sommerferien, schließt der Zoo schon um 17 Uhr, um 17.30 Uhr öffnet er dann erneut seine Pforten für die kleinen und großen Besucherinnen und Besucher der magischen Dschungelnacht.

Wir schlendern durch den Zoo, sehen Zebra und Elefant in ihren Schlafgemächern und bestaunen die tollen Lichtinstallationen, die Spiel-, Info und Essensstände und auch einige Straßenkünstlerinnen und -künstler. „Schau mal Mama, die Seehunde!“, ruft Florian, der sie als erstes entdeckt hat. Ob sie die abendliche Aufmerksamkeit genießen? Es scheint fast so.
Ein tolles Ziel für Familien: Augsburg
Am nächsten Tag lassen wir uns von einer Stadtführerin die Sehenswürdigkeiten Augsburgs zeigen und erklären. Wir erfahren viel über die Geschichte der Stadt und ihre berühmten Persönlichkeiten: angefangen beim Gründer Kaiser Augustus über diverse Bischöfe bis hin zu Mozart. Nein, nicht über Wolfgang Amadeus, sondern über seinen Vater Leopold Mozart – er ist in Augsburg zur Welt gekommen, aufgewachsen und zur Schule gegangen. In seinem Geburtshaus befindet sich heute ein Museum, in dem wir in elf Themenräumen jede Menge Interessantes über sein Leben und die Zeit damals lernen. Die Kinder machen eine virtuelle Kutschfahrt, üben sich im Komponieren, betreten die Bühne eines barocken Zimmertheaters und lassen Mozarts Musik wirken. Meine Teenager-Tochter findet vor allem die damaligen Kleider spannend: „Mir gefällt der Stoff, aus dem die Sachen der einfachen Leute gemacht wurden, fast besser als der teure und warme Samt der Adeligen und Reichen.“

Beeindrucken auch für Kinder: Augsburgs reichen Kaufmänner
In den nächsten Stunden lernen wir einen weiteren berühmten Sohn Augsburgs kennen: Jakob Fugger. Der im 15. Jahrhundert erfolgreiche Kaufmann wurde durch den Überseehandel mit Stoffen und Gewürzen und dem Erzabbau reich und einflussreich. Sein Konkurrent und Weggefährte war der ebenfalls reiche Kaufmann Bartholomäus Welser – beiden ist ein Museum gewidmet, das Fugger und Welser Erlebnismuseum. Hier erfahren wir, wie hoch der Preis für exotische Gewürze wie Zimt, Nelken, Muskatnuss und Pfeffer damals war und wie lang und gefährlich die Seewege zu deren Ursprüngen in Afrika und Südamerika waren.

„Wow, zwei Ochsen für eine Muskatnuss! Kein Wunder, dass die Kaufleute so reich geworden sind, wenn sie einen ganzen Sack voller Muskatnüsse nach Europa gebracht haben“, staunt Katharina. Noch genauer erspüren wir das an den verschiedenen Erlebnisstationen, mit deren Hilfe wir erahnen können, wie hart die Arbeit bei der Erzgewinnung und -weiterverarbeitung war, aber auch, wie das Leben der wohlhabenden Bevölkerung in der damaligen Zeit war. Unser Lumao-Fazit: Das Fugger und Welser Erlebnismuseum ist wirklich toll und kurzweilig für Eltern und Kinder!
Augsburgs Fuggerei: eine der ältesten Sozialsiedlungen der Welt
Vom Fugger und Welser Museum geht´s weiter zur Fuggerei. Die malerische Reihenhaussiedlung ist eine der ältesten bestehenden Sozialsiedlungen der Welt. Sie wurde 1521 von Jakob Fugger ins Leben gerufen, um bedürftigen Augsburger Bürgerinnen und Bürgern ein anständiges Dach über dem Kopf zu bescheren. Noch heute leben in den 67 Häusern 150 bedürftige katholische Augsburgerinnen und Augsburger – für eine Jahreskaltmiete von einem Gulden, umgerechnet etwa 88 Cent.

Was sie noch dafür tun müssen? Täglich ein Vaterunser beten, ein Ave-Maria und das Glaubensbekenntnis zum Wohle der Stadt Augsburg und der Familie Fugger, deren Stiftungsvermögen die Siedlung noch heute finanziert. „Das ist aber sehr nett von dem Fugger gewesen, sich um die armen Leute zu kümmern“, findet Florian. „Ich würde hier sofort einziehen“, sagt Katharina begeistert. Das finden wir alle, denn die schönen kleinen, zweistöckigen Häuschen mit den bunt blühenden Gärten gefallen uns sehr gut.
Augsburg: Als Familie über Brücken wandern
Wasser war und ist ein zentrales Thema in Augsburg. Im Juli 2019 wurde das weltweit einzigartige Wassermanagement-System der Stadt zum UNESCO-Welterbe ernannt. Bereits im Mittelalter leiteten die Augsburger das Wasser aus den Flüssen Lech und Wertach sowie aus Quellen gezielt in die Stadt, um frisches Trinkwasser zu haben, aber auch, um zahlreiche Wasserräder zu betreiben und Mühlen und anderes handwerkliches Gerät anzutreiben. Noch heute produzieren die zahlreichen Kanäle, die durch die Gassen der Stadt fließen, Strom für die Haushalte.

„Wusstet ihr, dass es in Augsburg mehr Brücken gibt, als in Venedig?“, hatte die Stadtführerin am Morgen gefragt. 530 kleine und große Brücken sollen es insgesamt sein, sie führen über die Bäche und Kanäle der Stadt. Und sie hatte uns auch von den 22 Brunnen erzählt, die quer über die Stadt verteilt sind und an denen wir unseren Durst stillen. Wir wandern über Brücken, an Brunnen und Baudenkmälern vorüber und ich denke: „Augsburg ist wirklich eine Wasserstadt!“

Must-see für Familien: Augsburger Puppenkiste
Wer mit Kindern nach Augsburg in Bayern reist, kommt um einen Programmpunkt nicht herum: um einen Besuch der Augsburger Puppenkiste. So landen auch wir irgendwann da und bestaunen die beliebtesten Szenen und ihre „Stars an Fäden“: Jim Knopf und Lukas der Lokomotivführer, Urmel aus dem Eis, Kater Mikesch und die Katze mit dem Hut. Die Puppen sind handgeschnitzt, die Kostüme selbst genäht. Für mich ein nostalgischer Schwenk in meine Kindheit, für meine Kinder gibt es ein anderes Highlight in der Puppenkiste: eine Lichtinstallation, die sie in die Haut von Marionetten schlüpfen und an Fäden aus Licht tanzen lässt. „Kathi, schau mal“, ruft Florian seiner große Schwester entgegen. Er boxt und kickt in die Luft und freut sich darüber, dass die Lichtfigur an der Wand seine Bewegung zeitgleich mitmacht.

Sonntagnachmittag, langsam neigt sich das Wochenende seinem Ende entgegen. Unser Fazit? Wir könnten noch Tage bleiben, um alles zu entdecken und zu erkunden. Daher bleibt uns nur eins: Wir kommen wieder!