Italien: Familienurlaub im Valle d’Itria

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Ein atemberaubend blaues Meer, duftende Mandel- und Olivenhaine, kleine, pittoreske Städte und sehr freundliche Einheimische – mitten in Apulien bietet das Valle d’Itria top Bedingungen für einen traumhaften Familienurlaub. Selbst im Winter!

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Auf einen Blick!
Das Valle d’Itria liegt im Herzen Apuliens im Südosten Italiens. Die malerische Landschaft vereint alles, was man für einen Familienurlaub braucht: Meer, Berge, hübsche Altstädte und ganz viel mediterranes Dolce Vita.
Zielgruppe Valle d’Itria for Families, eine Kooperation aus 18 regionalen Partnern, bietet individuelle Urlaubspakete, Touren, Workshops und kinderfreundliche Unterkünfte für Familien.
Highlights Trullis, runde Häuser mit spitzen Kegeldächern, prägen das Bild der Region. Eine besondere Attraktion ist das Trulli-Dorf Alberobello. Aber auch die anderen Gemeinden im Itria-Tal haben viele familienfreundliche Trümpfe im Ärmel.
Übernachten Familien empfehlen wir ein Apartment oder ein Trullo in einer sogenannten Masseria. Die für die apulische Landschaft typischen Gehöfte liegen mitten in der Natur, sind sehr gastfreundlich und versprühen charmantes Flair.

Eine Reportage von Kirsten Düspohl

„Devi farlo lentamente e delicatamente. Non è difficile.“ Ich runzle meine Stirn, widerspreche im Stillen den Worten der geduldigen Italienerin, die mich seit einigen Minuten in die Kunst der Pastaherstellung einweiht. Ich finde es durchaus schwierig, den Nudelteig aus Hartweizengrieß in kleine Orecchiette, das typische Nationalgerichts Apuliens, zu formen. Aber mein Ehrgeiz ist geweckt. Wie befohlen streiche ich ganz langsam und sacht mit der Messerspitze über die kleine Teigrolle und stülpe den rund zwei Zentimeter langen, glatten Teig über meine Daumenspitze. Nun gut, wie ein kleines Öhrchen, so die Übersetzung dieser Nudelart, sieht das Ergebnis noch nicht aus, aber es reicht für ein zustimmendes Kopfnicken meiner Lehrerin.

Hausgemachte Orecchiette aus der Masseria Catucci – einfach köstlich! ©Kirsten Düspohl

Valle d’Itria for Families – Urlaubspakete für Familien

Der Pasta-Workshop ist einer der vielen Erlebnisse, die hier vom Valle d’Itria for Families angeboten werden. „Unsere Kooperation besteht aus 18 regionalen Agriturismo-Unterkünften, Restaurants und Unternehmen“, hatte Roberto Semeraro, Vorsitzender der Gemeinschaft, uns gestern bei der Begrüßung erklärt. „Wir bieten abwechslungsreiche Workshops und Touren für Familien an.“ Der gastfreundliche Italiener verspricht, uns viele dieser Attraktionen in den nächsten Tagen zu zeigen.

Ostuni, auch weiße Stadt genannt, ist postkartenschön und liegt an der Adria ©Kirsten Düspohl

„Ihr werdet sehen: Das Valle d’Itria ist wie geschaffen für einen Familienurlaub – das ganze Jahr über“, hatte Roberto von seiner Heimat geschwärmt. Zugegeben: Ein bisschen skeptisch war ich, als meine Schwester Frauke und ich vor einigen Wochen den Plan schmiedeten, im Winter auf Recherche-Reise nach Italien zu fahren – und das sogar ohne Kinder, denn die müssen in die Schule. Bislang war Italien für mich immer eine klare Sommer-Destination gewesen. Ob mich das Valle d’Itria vom Gegenteil überzeugen würde?


Valle d’Itria – das Tal im Herzen Apuliens

In der Provinz Brindisi gibt es viele schöne Dörfer – hier der Blick von Cisternino ©Kirsten Düspohl

Schon bei unserer Ankunft am Flughafen in Bari, der Hauptstadt Apuliens, wurde mir klar: Italien ist immer schön – egal, zu welcher Jahreszeit. Das Thermometer zeigte zwar nur 12 Grad, aber der Himmel erschien ein bisschen blauer, die Sonne etwas intensiver, die Luft deutlich milder als im verregneten Hamburg. Und spätestens, als uns der Busfahrer im halsbrecherischen Tempo zu unserem Hotel nach Cisternino brachte, spürte ich beim Anblick der vorbeirauschenden Weinberge und Olivenhaine Glücksgefühle wie kleine Blubberblasen in mir aufsteigen. Ciao Italia!

Schöne Altstadt, italienisches Flair: Martina Franca ©Kirsten Düspohl

Das Valle d’Itria liegt auf dem nördlichen Stiefelabsatz Italiens, grenzt im Osten an das Adriatische Meer und ist ein echter Geheimtipp. In dieser vom Massentourismus noch relativ unentdeckten Region befinden sich einige der schönsten Dörfer Italiens: Locorotondo, Cisternino, Fasano, Alberobello und Martina Franca. Doch dazu später mehr.

Masserie – familienfreundliche Agriturismo-Unterkünfte mitten in der Natur

Erst einmal geht es zurück zu unserem Pasta-Workshop. Keine Frage, unsere selbstgemachten Orrecchiete reichen optisch nicht ans Original heran – geschmacklich sind sie aber einwandfrei. Das stellen wir beim gemeinsamen Essen fest. Der Workshop findet in der Masseria Catucci statt. Das wunderschön restaurierte herrschaftliche Gehöft aus dem 17. Jahrhundert befindet sich mitten im Valle d’Itria und ist eine für diese Region typische Agriturismo-Unterkunft. Die meisten Masserie sind richtige Kleinode: ganz viel Natur ringsum, einfache, aber geschmackvoll eingerichtete Gästezimmer oder Appartements, ein Restaurant mit typischen regionalen Köstlichkeiten und ein malerischer Innenhof. Perfekt für Familien mit Kindern!

In 12. Generation in Familienbesitz: die Masseria Aprile, eine der familienfreundlichen Unterkünfte ©Kirsten Düspohl

Locorotondo – der „runde Ort“ im Valle d‘Itria

Die nächste Ortschaft Locorotondo ist nur wenige Kilometer entfernt. „Dem Namen verdankt Locorotondo dem kreisförmig angelegten Ortskern“, erklärt uns Maria beim Stadtrundgang durch die bereits im 11. Jahrhundert entstandene historische Altstadt. Die Touristik-Studentin begleitet uns als Fremdenführerin und Dolmetscherin und führt uns durch schmale Gassen, vorbei an weiß getünchten Häusern mit bunten Fensterläden und verschnörkelten Balkonen, an imposanten Kirchen und über Piazza. Bei gutem Wetter öffnet sich der Blick von den Aussichtsterrassen über die angrenzenden Weinberge, Oliven- und Mandelhaine aufs gesamte Valle d’Itria bis zum Meer. „Meine Familie würde es hier lieben“, sage ich zu Maria, als wir die unzähligen Stufen treppauf und treppab durch die Altstadt nehmen. „Certo“, sagt die gebürtige Apulierin, „die meisten Bambini mögen unser Labyrinth aus kleinen Straßen – und natürlich unsere Gelaterie, unsere Eisdielen“, fügt sie schmunzelnd hinzu.

Auch in Locorotondo erinnert Deko an vergangene Festtage ©Kirsten Düspohl

Anschließend geht es zur Weinverkostung direkt auf die fußläufig erreichbaren Weinterrassen. Wir testen uns durch die lokalen Weine und erfahren einiges über die Weinherstellung. „Ob sich meine Kinder dabei langweilen würden“, frage ich Frauke, während ich einen Schluck dunkelroten Primitivo genieße.

In Apulien wird mehr Wein angebaut als in irgendeiner anderen italienischen Region  ©Kirsten Düspohl

Zur Antwort zeigt meine Schwester auf Robertos 5-jährige Tochter, die gut gelaunt durch die Weinreben springt und dabei kein bisschen gelangweilt aussieht. „Hier sind oftmals Kinder dabei, im Sommer und Herbst dürfen sie auch bei der Weinlese mit anpacken“, überzeugt mich Maria, die unser Gespräch mitbekommen hat.

Weiß gekalkte Schönheiten: Cisternino, Ostuni und Martina Franca

Ähnlich malerisch wie Locorotondo sind die Altstädte, die an den nächsten Tagen auf unserem Programm stehen: Cisternino, Martina Franca und Ostuni, die „città bianca“, die weiße Stadt Apuliens. Ostuni gehört streng genommen nicht mehr zum Valle d‘Itria, ist aber definitiv einen Besuch wert. Weiß gekalkte Würfelhäuser, verwinkelte Gassen, reich verzierte Palazzi, pompöse Kirchen und lebhafte Piazza mit kleinen Spielplätzen – die kleinen Städte Apuliens zeigen uns la Dolce Vita in Bestform. Was außerdem auffällt: Sie sind extrem sauber und herausgeputzt. „Hier ist es eine Tradition, dass die Dörfer immer reich dekoriert sind – es gibt für jede Saison wechselnde Mottos“, erklärt uns Maria.

Wunderschön: der Campanile der Cheisa Madre di San Giorgio Martire in Locorotondo ©Kirsten Düspohl

Jetzt im Winter hängen viele Lichterketten und weihnachtliche Deko-Elemente an den Häusern und über den Gassen. In Cisternino baumeln zum Beispiel Schaukeln mit italienischen Zitaten zwischen den Häusern. „Du siehst, du kannst vier Mal im Jahr ins Valle d’Itria kommen und erlebst die Städte jedes Mal neu“, fügt Roberto mit einem Augenzwinkern hinzu. Ein weiterer Vorteil, den ich als Mutter sehe: Die Altstädte haben alle eine überschaubare Größe – das ist selbst für kleine Kinderfüße gut zu meistern.

Alberobello – das Trulli-Dorf

Das Itria-Tal wird auch als Tal der Trulli bezeichnet, denn es ist die Heimat der Trulli, dieser weltberühmten runden Häuser mit spitzen Kegeldächern. Den ursprünglich Stein auf Stein geschichteten und ohne Mörtel gebauten Rundhäusern begegnet man überall im Land. Besonders zahlreich sind sie in Alberobello vertreten, dem sogenannten Trulli-Dorf, in dem es über 1.000 davon gibt.

Locorotondo heißt übersetzt „runder Ort“ und geht auf die praktisch kreisrunde Altstadt zurück ©Kirsten Düspohl

„Es gibt in Alberobello zwei Altstadtviertel: Rione Aia Piccola und Rione Monti“. Wir stehen auf dem Piazza del Popolo im Zentrum der Altstadt und Maria und Roberto verraten uns, dass ersteres ein Wohnviertel ist, während es im letzteren sehr touristisch zugeht. „Lass uns zuerst zum Rione Aia Piccola gehen“, schlage ich Frauke vor. Wir haben Glück und treffen einen älteren Herrn vor seinem Trullo. „Wollt ihr es euch anschauen?“, fragt er uns in gebrochenem Deutsch und führt uns in sein Haus aus vier zusammengebauten Trulli.

Trulli to go – in Alberobello gibt es Trulli als Souvenir, zum Beispiel als Spardosen ©Kirsten Düspohl

„Heute öffne ich es für Besucher, aber früher hat meine Mutter hier mit uns 14 Kindern gelebt“, erklärt er und beweist einmal mehr, wie gastfreundlich die Menschen hier sind. „Für einen Urlaub stelle ich mir so ein Trullo ganz gemütlich vor – aber immer darin wohnen möchte ich nicht“, sagt Frauke später beim Spaziergang ins deutlich lebendigere Rione Monti. Hier reihen sich Souvenirläden, Restaurants und Bars aneinander.

Fasano und Polignano a Mare – Perlen am Adriatischen Meer

Ein echtes Highlight erwartet uns am letzten Tag unserer Apulien-Reise: die Adria. Denn das Meer ist im Valle d’Itria nie fern und von jeder Stadt aus zu sehen. Erster Stopp: Fasano. Hier gibt es nicht nur den größten Safari-Zoo Italiens, sondern auch einen netten kleinen Badestrand. Jetzt im Winter ist es zum Baden zu kalt, aber einfach nur die salzige Luft einzuatmen und den Ausblick auf das azurblaue Wasser zu genießen, ist trotzdem Urlaub pur. Nur einen Steinwurf entfernt befindet sich das Ausgrabungsgelände Parco Archeologico in Fasano/Egnazia, wo man tief eintaucht in die jahrhundertealte Geschichte. Direkt nebenan: eine postkartenschöne Beachbar – perfekt geeignet für das typisch italienische Dolcefarniente (das süße Nichtstun).

Von Fasano ist es nur ein Katzensprung bis an die Küste ©Kirsten Düspohl

Der zweite Stopp des heutigen Tages liegt ein Stückchen außerhalb des Valle d‘Itria: der 20 Kilometer entfernte Küstenort Polignano a Mare. Das trubelige kleine Städtchen ist bekannt für seine Grotten und die bis zu 70 Meter hohen Kalkklippen, von denen sich im Sommer die Wagemutigsten ins kristallklare Meer stürzen. Dicht an den Steilwänden ragen die Häuser der Altstadt in den Himmel, unter ihnen der über eine Treppe erreichbare kleine Stadtstrand. Das Wasser erscheint hier fast unnatürlich blau. Vielleicht diente es zur Inspiration des berühmten Schlagers „Nel blu dipintu di blu“ (Volare – oh oh) von Domenico Modugno, dem berühmtesten Sohn dieses Städtchen?

Einer der schönsten Orte Apuliens: Polignano a Mare ©Kirsten Düspohl

Das Valle d‘Itria – ein top Reiseziel für Familien

Mit dem Ohrwurm im Kopf stehe ich an der überlebensgroßen Statue des Sängers, schaue aufs Meer und lasse die letzten Tage Revue passieren. „Roberto hat recht“, denke ich, „das Itria-Tal ist wirklich zauberhaft schön, auch, oder vielleicht gerade, im Winter.“ Und in mir reift der feste Vorsatz wiederzukommen – und dann mit meiner Familie. Schließlich hat Valle d’Itria for Families noch so viele Touren und Workshops für Familien im Programm, die ich noch nicht kennengelernt habe. Focaccia backen zum Beispiel, mit dem Fahrrad quer durchs Itria-Tal radeln, in einem Trullo schlafen, Mozzarella herstellen oder bei der Weinlese helfen. „Und vielleicht“, überlege ich schmunzelnd, „habe ich dann auch die Möglichkeit, meine Orrecchiette-Fertigkeiten zu verbessern …“

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