England: London mit Kindern erleben

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Kann man eine so große, sehenswerte Stadt wie London mit Big Ben, Tower Bridge und Co. in 48 Stunden entdecken? Und dann auch noch als Familie mit Kindern? Lumao-Autorin Kirsten Düspohl hat es mit Mann und Kids getestet.

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„Woooow, von hier oben sieht man ja ganz London“, unsere Kinder Tom (11) und Jette (13) schauen völlig fasziniert durch die bodentiefe Glasfront, lassen ihren Blick langsam über die Silhouette der Stadt gleiten – von der Themse unter uns, die sich wie ein breites blau-graues Band durch die Metropole schlängelt, zum golden wirkenden House of Parliament mit seinem weltberühmten Uhrenturm, dem Big Ben.

London aus der Vogelperspektive. Fast neun Millionen Menschen wohnen in der britischen Metropole ©Kirsten Düspohl

Direkt dahinter: die imposante Kathedrale Westminster Abbey, in der kürzlich König Charles und vor ihm viele andere gekrönt wurden. Buckingham Palace, eingebettet in eine grüne Parklandschaft, die sich fast nahtlos in den Hyde Park erstreckt. „Wie sollen wir denn diese riesige Stadt in zwei Tagen erkunden?“, frage ich meinen Mann vorfreudig, aber auch ein wenig ratlos. Jan lächelt gelassen: „Wieso? Das meiste sehen wir doch jetzt schon.“

Very british: Lumao-Autorin Kirsten mit ihrer Familie in einer der typischen Telefonzellen ©Kirsten Düspohl

London aus der Vogelperspektive – das London Eye an der Themse

Wir befinden uns in einer der 32 Gondeln des London Eye, einem vergleichsweise neuen Wahrzeichen Londons. Seit dem Jahr 2000 thront das weithin sichtbare Riesenrad am Ufer der Themse, dreht unermüdlich Runde um Runde, ragt hoch auf stolze 135 Meter Höhe. Die Attraktion hat sich in den letzten Jahren zum Touristenmagneten entwickelt, wer spontan ein Ticket haben möchte, muss sich auf längere Wartezeiten einstellen.

London Eye ist mit einer Höhe von 135 Metern seit 2022 nur noch das zweithöchste Riesenrad Europas. Inzwischen steht das höchste in Moskau ©Kirsten Düspohl

Wer – wie wir – nur für einen Kurztrip in Englands Hauptstadt ist, sollte unbedingt vorab ein (zudem günstigeres) Online-Ticket buchen. Beim Panoramablick aus dem London Eye mit einem Häusermeer fast bis zum Horizont komme ich jedoch ins Zweifeln: War es eine gute Idee, nur 48 Stunden für diese Großstadt einzuplanen? Werden die Kinder irgendwann streiken? Und wie soll man bei den ganzen Sightseeing-Spots überhaupt eine Auswahl treffen?


Top für Familien: Picknick im Hyde Park

Entscheidungen lassen sich am besten beim Essen fällen. Und so bummeln wir nach der Fahrt mit dem Riesenrad in Richtung Westen, spazieren über die Westminster Bridge in Richtung Hyde Park. Unterwegs steuern wir einen Supermarkt an. London ist teuer – gerade auch für Familien –, aber es gibt viele Lebensmittelgeschäfte in London, die einen sogenannten Meal Deal anbieten. Für 3,50 Pfund, umgerechnet circa 4 Euro, gibt es ein kaltes Hauptgericht, einen Snack und ein Getränk der Wahl.

Picknicks machen Städtetrips in teuren Städten erschwinglicher – und sind auch noch ein großer Spaß ©Kirsten Düspohl

Ausgestattet mit Nudelsalat, Obst und Co suchen wir uns ein gemütliches Picknick-Plätzchen im Hyde Park. Und davon gibt es hier in der „grünen Lunge Londons“ reichlich, denn die gepflegte Grünanlage gehört mit über 140 Hektar zu den größten Parks der Stadt. „Krass, wie ruhig es hier ist, da vergisst man fast, dass man in einer Großstadt ist“, sagt Jette, beißt in ihren Wrap und lässt sich ins Gras sinken.

Der Londoner Hyde Park zählt zu den größten Stadtparks der Welt, auf seinem Boden wachsen über 4.000 Bäume ©Kirsten Düspohl

Wichtig beim Städtetrip mit Kindern: London in kleinen Dosen erleben

Uns gefällt dieser Mix aus Sightseeing, Stadtbummel und gemütlichen Pausen. Fest steht: An zwei Tagen können wir unmöglich die ganze Stadt erkunden. Also entscheiden wir uns, dass weniger mehr ist, spazieren den restlichen Tag durch die niedlichen Gässchen von Notting Hill, schauen Kindern zu, die kleine Holzschiffchen auf dem Teich vor dem Kensington Palace schippern lassen, und saugen in erster Linie das Flair dieser lebendigen Stadt ein.

London kann auch ganz gemütlich sein – wie hier im Hyde Park ©Kirsten Düspohl

Ein echtes London-Highlight: die Tower Bridge

„Da gehe ich nie im Leben rüber“, ängstlich luge ich über den Rand, rund 33 Meter unter uns rollen Autos und rote Doppeldecker-Busse über die Tower Bridge, weitere neun Meter tiefer plätschert die Themse. „Mama, der Glasboden hält uns, der ist bestimmt ganz dick“, versucht Tom mich zu überzeugen, „das ist doch eine voll coole Mutprobe.“ Na gut, damit hat er mich – wann hat man schon einmal die Gelegenheit, seinen Kindern den eigenen Mut zu demonstrieren? Hier in London, am zweiten Tag unseres Citytrips, habe ich sie – hoch oben auf der bekanntesten Brücke Londons.

Zum 120. Geburtstag des Londoner Wahrzeichens wurden die beiden Fußgängerübergänge mit einem Glasboden ausgestattet ©Kirsten Düspohl

Die Tower Bridge beeindruckt nicht nur mit ihrer Architektur und ihrer Geschichte, sondern auch mit einem echten Adrenalinkick: ein Steg mit Glasboden verbindet die zwei Brückenpfeiler. Tom hat recht: Es ist wirklich cool – auch wenn in meinem Magen viele aufgeregte Blubberblasen sprudeln. Dieser Übergang ist mit Abstand der abenteuerlichste Part der Tower Bridge Exhibition, die Klappbrücke hat aber noch mehr zu bieten: spannende Fotos und Videos zu Bau und Geschichte, mannshohe Dampfmaschinen im viktorianischen Maschinenraum, Mitmachstationen für eine Kinderrallye – und ein spektakulärer Ausblick. Von hier oben zeigt sich die Vielfalt Londons: auf der Nordseite geschichtsträchtige Bauten wie der Tower of London, auf der Südseite moderne Hochhäuser mit schillernden Glasfronten.

Dieser Schnappschuss darf nicht fehlen: Familie im Vordergrund, Tower Bridge im Hintergrund ©Kirsten Düspohl

London mit dem Hop-on-Hop-off-Bus entdecken

Als wir die Tower Bridge hinter uns lassen, kommt die Frage, auf die ich im Stillen schon länger gewartet habe: „Müssen wir noch weit laufen?“ Ich kann es den Kindern nicht verdenken, selbst meine Füße sind mittlerweile etwas schlapp. Wie gut, dass ich noch einen Trumpf im Ärmel bzw. Rucksack habe: Tages-Tickets für den Hop-on-hop-off-Bus.

Die Busse fahren in der Regel alle 15 bis 30 Minuten, man kann also ganz flexibel ein- und aussteigen ©Kirsten Düspohl

Die berühmten, oben offenen Doppeldeckerbusse fahren auf unterschiedlichen Touren durch die Stadt, vorbei an allen Sehenswürdigkeiten Londons. Der besondere Clou: Man kann den ganzen Tag lang nach Herzenslust ein- und aussteigen. Wir schnappen uns den nächsten Doppeldeckerbus, stöpseln die kostenlosen Kopfhörer ein und lauschen Geschichten über die Bauwerke entlang der Route. Ab und an steigen wir aus: am Piccadilly Circus zum Beispiel mit seinen meterhohen Leuchtreklamen und an St. Paul`s Cathedral, der weißen Kirche aus dem 17. Jahrhundert. Die meiste Zeit aber bleiben wir einfach sitzen und lassen uns durch diese beeindruckende Metropole kutschieren.

Piccadilly Circus ist ein Must-see in London, auch weil hier Szenen aus Harry Potter und die Heiligtümer des Todes Teil gedreht wurden ©Kirsten Düspohl

Fazit: London ist toll für Familien – erlebnisreich und wunderschön

Am letzten Morgen sitzen wir noch reichlich verschlafen im Frühstücksraum unseres Hotels. „Yes, London makes you tired“, grinst uns die Kellnerin mit einem Augenzwinkern an. Recht hat sie – so richtig erholsam war diese Städtereise nicht, dafür erlebnisreich, aufregend und faszinierend. Auch wenn wir versucht haben, einen Gang runterzuschalten, wird man in einer Stadt mit so vielen wunderschönen Ecken und Attraktionen doch mitgerissen – von der Lebendigkeit Londons, den Touristenströmen und von der pulsierenden Atmosphäre. „Vielleicht kommen wir das nächste Mal einfach für drei Tage her“, sage ich zu meiner Familie und ernte zustimmendes Kopfnicken. Denn in einem sind wir uns alle einig: Das war garantiert nicht unser letzter Citytrip nach London.

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