Familienziel in Frankreich: Aquitanien

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Endlose Sandstrände und ein Meer, das mal sanft, mal tosend an Land stürmt – das sind zwei der Trümpfe, die die französische Atlantikküste zu bieten hat. Der dritte: die Düne von Pyla, sie ist für Kinder ein Riesenspaß!

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Überall Sand. Ich spüre ihn in meiner Hose und zwischen meinen Zehen, er hat sich in meine Tasche gemogelt und unter mein T-Shirt. Ja, sogar auf meine Kopfhaut hat er sich geheftet und juckt nun wie eine ganze Garnison Läuse. „Trotzdem”, flehen meine Kinder, „wir wollen nochmal hoch!” Hinauf auf den größten Sandhaufen Europas. Und dann wieder hinuntersausen – in einer wilden und vor allem sandigen Rutschpartie.

Aquitaniens absolutes Highlight: die Düne von Pyla ©Michael Amme

Die Attraktion in Aquitanien: die Düne von Pyla

Keine Frage: Für meine Kids ist die Düne von Pyla eine der größten Attraktionen an der französischen Atlantikküste. 2.700 Meter lang, 500 Meter breit und exakt 117 Meter hoch, gilt sie als die größte Wanderdüne Europas. Von oben kann man sich wunderbar herunterpurzeln lassen – auf dem Po, auf dem Rücken, ja, sogar auf dem Bauch. Und man kann mit ausgebreiteten Armen runterrennen. In jedem Fall ist es ein Riesenspaß!

©seb hovaguimian/ stock.adobe.com

Mehr als eine Million Menschen lockt der große Sandberg an der Atlantikküste jährlich zu sich, lässt sie mühsam hinaufstapfen oder eine der zwei provisorischen Treppen hochtrippeln. Lässt sie stundenlang auf seinem Rücken in der Sonne schmoren oder schickt sie mit Drachen in die Lüfte (zum Drachenfliegen und Paragliden ist die Düne von Pyla nämlich auch wie geschaffen!). Dazu kommt noch eins: Die Düne von Pyla bietet einen atemberaubenden Blick auf den tosenden Atlantik in der Tiefe, auf das Becken von Arcachon ganz im Norden und den dichten, grünen Pinienwald, der sich im Rücken die sanften Hügel hinaufzieht.

In der Tat, der Blick ist atemberaubend – das türkise Meer, das um die kleinen, sandigen Inselchen nahe der Küste spült, das Land, das sich im Meer verliert,  die Fußspuren, die sich im Sand verlaufen – aber wie gesagt: ich bin beschäftigt mit Jucken und Kratzen. Und damit, ein halbes Dutzend Mal hinaufzuschnaufen und anschließend wieder runterzusausen. Bis meine Kinder endlich genug haben von der berühmten Düne von Pyla und wir wieder den Weg zurück antreten können – in unser Ferienhaus in Mimizan-Plage.


Aquitanien: 250 Kilometer Sandstrand

Aquitanien. Blau, weiß, grün. Meer, Strände, Dünen und Wälder. Zwischen La Rochelle und der spanischen Grenze säumen 250 Kilometer feinster weißer Strand die Küste. Dazu gibt es zauberhafte Seen, die wie geschaffen sind für sanfte Badefreuden. Dichtes Grün überzieht das Land (hier wuchert das größte, zusammenhängende Waldgebiet Europas). Es reifen feinste Trauben im Hinterland zu guten Weinen heran. Und nirgendwo auf der Welt sind die Austern frischer als im Becken von Arcachon. Eine Region, wie geschaffen zum Urlaubmachen. Oder, wie Heinrich IV. es einst ausdrückte: ein Paradies auf Erden.

©Michael Amme

Dem hatten meine Kinder von Anfang an wenig entgegenzusetzen. Bereits beim ersten Blick auf den Atlantik, der da tosend und schäumend auf den weißen Eieruhrensand rollte, waren sie überzeugt: Hier kann man wunderbar vor den Wellen weglaufen. Der Sand ist genau richtig für ordentliche Sandburgen. “Und vielleicht, vielleicht gehe ich auch mal ins Wasser”, sagte meine Tochter damals noch etwas zögerlich.

Familienurlaub in Frankreich: baden, klettern, Burgen bauen

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Inzwischen waren wir alle schon im Meer, am dritten Tag, als der Atlantik es gut mit uns meinte und nur in kleinen Wellen an Land spülte. Wir haben ein gutes Dutzend sandige Ritterburgen erbaut und an die hundert Sandkuchen gebacken. Wir haben Muscheln in XXL-Format gesammelt und abends den Anglern beim Brandungsangeln zugesehen, wie sie nichts gefangen haben.

Erst nach vier Tagen waren wir reif für einen kleinen Ausflug – zur besagten und berühmten Düne von Pyla. Und heute, am fünften Tag, steht Klettern auf unserem Ferienprogramm – im Landes Aventures, einem Kletterpark im Wald. Zwischen den riesigen Laub- und Nadelbäumen sind Stahlseile gespannt, eine kleine Wackelbrücke führt von Baum zu Baum, dort muss man sich per Drahtseilakt in zehn Meter Höhe hinüber zur nächsten Fichte hangeln.

©Image’in/ stock.adobe.com

Es gilt, sich angeleint durch den dichten, grünen Urwald zu schaukeln. Kurze Einweisung. Gurtprobe. Und schon nach fünf Minuten wissen meine Kinder, dass sie niemals, aber auch wirklich niemals beide Haken gleichzeitig von den gespannten Stahlseilen lösen dürfen, sondern immer nur einen – “sonst seid ihr nicht gesichert”, wie der Kletterlehrer bei der Einführung droht. Danach dürfen sie starten, dürfen sich über einen Parcour von Baum zu Baum hangeln, sich angeleint durch die Lüfte schwingen, über gefährliche Planken wanken. Und sogar vom Baum stürzen!

Ein Ziel für Familien: Mimizan in Frankreich

Danach steht fest: Überdimensionale Sandhaufen und ein Urwald zum Klettern sind das Beste, was die französische Atlantikküste in Kinderaugen zu bieten hat. Außer dem Ozean natürlich, der Tag für Tag in beeindruckenden Brechern an Land rauscht. Und den Muscheln in Großformat.

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Dennoch brechen wir am Nachmittag des nächsten Tages auf, um endlich einmal unsere nähere Umgebung unter die Lupe zu nehmen. Das alte, charmante Örtchen Mimizan beispielsweise, wo Sir Winston Churchill in den 20er Jahren regelmäßig ein paar Ferienwochen verlebt hat. Und den See von Aureilhan gleich nebenan, eine Idylle mitten im Pinienwald, in dem man wunderbar planschen kann.

Das Bassin d’Arcachon, das Becken von Arcachon, liegt nur eine gute Autostunde entfernt von Mimizan und gehört damit zum Pflichtprogramm des Urlaubs, wie ich meiner Familie erkläre. Also lassen wir am nächsten Morgen den weiten Ozean links liegen und brausen durch die grüne Landschaft – bis nach Arcachon.

Auch für seine Austern ist Aquitanien bekannt ©PackShot/ stock.adobe.com

Salz liegt in der Luft, es riecht nach frischem Fisch und Muscheln. Kein Wunder – werden doch rund um das kleine Binnenmeer überall Austern gezüchtet. Wir wandern am Wasser entlang, bewundern die berühmten Stelzenhäuser, die sich in der Ferne aus dem Wasser heben. Toben durch den watteweichen Sand. Und können Arcachon natürlich nicht den Rücken kehren, ehe wir nicht auch ein paar frische Austern gekostet haben.

Aquitanien: alte Städte, quirlige Metropolen

Sicher, die Küste Aquitaniens würde noch jede Menge bieten. Die alte Hafenstadt La Rochelle beispielsweise mit ihren trutzigen Türmen, der Altstadt mit den typischen Arkadengassen und den vielen, vielen Fischrestaurants. Die alte aber quirlige Weinmetropole Bordeaux mit ihren prächtigen Fassaden. Oder natürlich Biarritz. Aber das muss wohl warten, bis die Kinder größer sind. Bis irgendwann einmal nicht nur Strände ihre kleinen Herzen höher schlagen lassen sondern auch interesssante Städte, nicht nur Klettern sondern auch ein klein wenig Kultur.

©Michael Amme

Nach zehn Tagen an der französischen Atlantikküste steht fest: es gibt jede Menge gute Gründe, hierher zu reisen. Alte Städte und eine immergrüne, weite Natur. Frische Austern, erstklassige Weine und vieles, vieles mehr. Aber für meine Kinder gibt es vor allem drei wirklich überzeugende Argumente für Aquitanien: den Atlantik, den größten Sandhaufen Europas und einen Wald, in dem die Bäume durch Stahlseile verbunden sind.

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