Die slowenische Kleinstadt an der Adria ist der perfekte Ort für eine Familienauszeit: Sie bietet Sonne und Meer, einen zauberhaften kleinen Markt – und Ruhe.
Piran ist noch gar nicht richtig verzeichnet auf der touristischen Landkarte. Dieser kleine Ort an der gerade mal 46 Kilometer langen Küstenlinie Sloweniens ist weitgehend unbekannt, viel unbekannter jedenfalls als die Nachbarorte Izola, Koper und Portoroz. Dabei ist Venedigs kleine Schwester, wie Piran gern genannt wird, ein perfekter Ort für eine Auszeit: Einfach die Familie einpacken, Piran ansteuern und sich ein paar Tage durch den kleinen Ort treiben lassen. Lumao hat es ausprobiert.

Pflichtprogramm: ein Besuch auf dem Wochenmarkt

Am besten, man geht frühmorgens hin, wenn die Sonne noch tief steht und die Luft zwischen den großen alten Häusern noch kühl ist. Dann sind die Frauen und Männer an den Marktständen frisch und wohlgelaunt. Jeden Morgen steht Marjan hier auf dem Marktplatz von Piran. Der Mittfünfziger betreibt einen der 15 Holzstände, fünf, sechs Tage die Woche verkauft er, was rund um sein Haus wächst, Orangen, Avocados und Zitronen, Gurken und Salatköpfe, auf denen noch der Morgentau glitzert. Die meisten Kundinnen und Kunden kenne er sein Leben lang, sagt er, die meisten sind Einheimische, „doch es mischen sich mehr und mehr Touristen darunter.“
Nachmittage am Meer: Toll für Eltern und Kinder
Wer Marjan fragt, wie weit es bis zum Meer sei, bekommt eine überraschende Antwort: Denn dann sagt der Gemüseverkäufer, „in dieser Richtung eine Minute“, und mit einer raschen Kopfbewegung schaut er in die entgegengesetzte Richtung und sagt: „Und in dieser Richtung seid ihr auch in einer Minute am Meer.“ Piran liegt auf einer Landzunge, das Meer schwappt von beiden Seiten an die Stadt.

Doch es ist kein typischer Badeort, zumindest keiner im eigentlichen Sinne. Es gibt nur einen winzigen, kieseligen Strand, dazu jedoch noch eine steinige Promenade, von der aus man über Badeleitern in die blaue Adria gleiten kann. Wer jetzt gleich zur nächsten Geschichte weiterklicken möchte – Moment: Denn diese Promenade ist ein Traum!

Wir haben hier Stunden verbracht, die Kinder haben gekreischt und geplanscht, sie sind rausgeklettert und wieder reingesprungen, während mein Mann und ich auf den sonnenwarmen Steinen lagen und unsere Blicke über den Horizont wandern ließen. „An klaren Tagen kann man von hier aus die Silhouette von Venedigs Campanile erkennen“, hatte Marjan uns am ersten Morgen verraten.
Ein Bummel durch das postkartenschöne Städtchen
Pirans Altstadt, in der nicht mal 5.000 Menschen leben, ist autofrei. Besonders zauberhaft: die engen Gassen, die sich hier durch das alte Häusermeer schlängeln – und der zentrale Platz, ganz genau: die Piazza Tartini. Hier schlägt das Herz des kleinen Städtchens, hier spielen die Kinder Fußball und die Eltern sitzen in der Sonne, schlürfen Cappuccino und beobachten das Treiben. Die alten Frauen, die sich tuschelnd vorüberschleppen, die Kinder, die vorbeitollen.

Und am späten Nachmittag schreitet in der Regel ein stattlicher dunkelhäutiger Mann über den Platz und steuert ein kleines Café am Rand an. Dann wisst ihr: Das wird wahrscheinlich Pirans Bürgermeister sein, übrigens der erste farbige Bürgermeister ganz Sloweniens. Peter Bossman stammt aus Ghana, ist Mediziner, und wie die Einheimischen gern behaupten: Pirans Obama.

Einfach atemberaubend: Piran von oben
Es gibt noch weit mehr zu sehen in Piran als das Meer, den Markt und den Tartini-Platz. Die barocke Georgskirche beispielsweise, die hoch oben über der Stadt thront. Auf dem Weg umgibt euch der Duft von Bougainvillen. Hier und da sitzt eine Alte vor einer Tür und grüßt freundlich. Immer wieder glitzert das Meer durch die Häuserschluchten, das still wie ein Laken daliegt.

Irgendwann seid ihr oben und habt einen atemberaubenden Ausblick – auf die Stadt, die Weinreben und Olivenbäume, die Orangen- und Zitronenbäume. In der Ferne könnt ihr den benachbarten Badeort Portoroz erahnen, der nur einen halbstündigen Fußmarsch weit entfernt liegt. Aber warum soll man dorthin wandern, werdet ihr wahrscheinlich denken und den Blick wieder nach Piran schweifen lassen. Was könnte Portoroz haben, was Piran nicht hat?

Entschleunigung für Eltern und Kinder
So verfängt sich ein Tag im anderen. Kinder wollen in der Regel nur von der steinigen Promenade springen und baden, über den Platz toben und abends kochen und spielen. Wir waren fast täglich am Hafen, haben den Fischern zugesehen, die hier still an ihren Netzen herumfingerten und den Frauen, die ihre vollen Taschen vom Markt heimschleppten.

Wir haben in der Bäckerei die frisch gebackene Focaccia gekauft, „die schmeckt wie in Italien“, wie uns die Bäckersfrau versprach. Wir waren im Museum der Unterwasseraktivitäten und haben das Muschel- und Schneckenmuseum mit seinen über 3000 Exponaten besucht und waren jeden Morgen bei Marjan Orangen kaufen. Danach haben wir uns immer auf der steinernen Promenade niedergelassen. „Die“, so fand meine Tochter, „kann es wirklich mit jedem Strand aufnehmen!“
