Mehr als 1000 Inseln, malerische Städte und verwunschene Buchten – Kroatien ist ein Land, das man am allerbesten vom Meer aus erkundet, zum Beispiel auf einer Kreuzfahrt der besonderen Art, auf einer Blauen Reise …
Meine Stoßgebete sind erhört worden. Keines meiner Kinder ist ins Wasser geplumpst. Und ich habe auch keine dieser überdimensionalen schwarzen Wasserbomben abbekommen, die in den vergangenen Stunden pausenlos durch die Luft geschwirrt sind. Dabei wäre beides wirklich nicht unwahrscheinlich gewesen, waren wir doch mittendrin in der Seeschlacht um die kroatische Insel Korcula, wohlgemerkt in einer Schlacht, in die mehrere Dutzend Schiffe verwickelt waren. Und meine Kinder waren an vorderster Front mit dabei.

Klein und rustikal: das Kreuzfahrtschiff
Zugegeben: Uns konnte nichts wirklich Schlimmes passieren, anders als Marco Polo im Jahre 1298, als er sich zusammen mit den Veneziern vor Korcula den Genuesern entgegenstellte (er wurde dabei übrigens gefangen genommen und blieb bis zu seinem Tod im Jahre 1324 im Gefängnis!). Aber gemessen daran, dass ich mich eigentlich nur auf eine erholsame Woche auf einem kleinen, rustikalen Kreuzfahrtschiff eingestellt hatte, traf mich die Flut der Wasserbomben doch irgendwie unvorbereitet. Meine Kids hingegen können auch jetzt, eine Stunde später, kaum ihr Eis schlecken, ohne sich zu krümmen vor Lachen. Darüber, dass eines ihrer feuchten Geschosse den Kapitän eines anderen Schiffes getroffen hat. Und darüber, dass Koch Andrej aussah wie ein begossener Pudel, nachdem er die Wurflinie einer Wasserbombe gekreuzt hat.

Ihr seht: Eine Kreuzfahrt auf einem der traditionellen kroatischen Holzsegler ist ein Fall für sich. Da werden weder Hummer noch Champagner aufgetischt, die Kinder dürfen dem Koch in den Topf gucken, und man landet schon mal mitten in einer Seeschlacht. Diese hatte Kapitän Stipe übrigens mit seinen Kapitänskollegen inszeniert, um den Kindern auf den kleinen Kreuzfahrtschiffen ein besonderes Highlight zu bescheren.
Top für Familien: die Blaue Reise

Kurz zuvor hatten wir unsere zwei Kabinen im dicken Bauch des Schiffes bezogen und dann den 18 Meter langen Motorsegler erkundet, der 124 Jahre auf seinen alten Planken hat. Nach wenigen Minuten war klar: Hier gibt es keine lauschige Bar und auch kein Schwimmbad.
Das war vor zwei Tagen. Kurz darauf dröhnte es auf einmal, das Schiff bebte, fing sich in einem gleichmäßigen Vibrieren, ich hörte Taue knarzen und Wasser gurgeln. Wir stachen in See. Glitten ein paar Stunden durch endloses Adriablau, an steuerbord, also rechts, schwamm die Insel Brac vorbei. Aus der Ferne sah man eine sandige Nase, die weit ins Meer hinausragt, das postkartenschöne Bol, von türkisfarbenem Wasser umspült. Am Abend vertäute unser Kapitän sein Schiff an der Makarska-Riviera, im Schatten des hoch aufsteigenden Biokovo-Küstengebirges. Und heute präsentierte er uns und den übrigen zehn Gästen jene Seeschlacht und die zauberhafte Insel Korcula: mit ihren Ritterburgtürmen, einer dicken Festungsmauer, verwinkelten Gassen und glänzenden Marmorböden.

Hier können sich die Kinder als Steuermann versuchen

Doch egal wie schön die Orte sind, spätestens am nächsten Morgen treibt Kapitän Stipe seine Passagiere weiter. „Es gibt so viele zauberhafte Flecken hier”, sagt der drahtige Mittvierziger. Dann zieht er die Segel wieder hoch, das Wasser gurgelt am Bug entlang, Möwen kreischen. Eine laue Brise pustet sanft ins Tuch und schiebt die unser Mini-Kreuzfahrtschiff weiter. Zeit zum Spielen. Zeit für die Kinder, sich als Steuermann auszuprobieren. Zeit, um das Meer nach Delfinen abzusuchen. Bis nach ein paar Stunden rechterhand das grüne Mljet aus dem Wasser ragt, auf dem Steineichen, Pinien und Aleppokiefern ihre Wurzeln in den Boden graben. „Und auf dem es einen kleinen und einen großen Salzwassersee gibt, den man unbedingt umwandern muss”, wie Kapitän Stipe behauptet.
Hier wie auf vielen anderen Inseln liegen mehrere der traditionellen Holzsegler im Hafen vertäut. Die altertümlichen Schiffe kreuzen mit Passagieren vor Kroatiens Küste hin und her. Sie rauschen von einer alten Stadt zur nächsten, von immergrünen Inseln zu einsamen Buchten. In unserem Fall von Trogir nach Dubrovnik.

Drei Stunden dauert die Etappe von Mljet nach Dubrovnik. Der Wind bläst uns ins Gesicht, der Tramontana, wie Stipe uns erklärt, ein Wind, der an manchen Tagen auch mal mit 180 Stundenkilometern über die Region hinwegfegt. „Aber heute ist nicht so ein Tag”, beruhigt uns der Kapitän. Und dann erzählt er von früher, als er mit seinem Vater zum Fischen hinausgefahren ist, „jeden Tag, bei Wind und Wetter.“ Er spielt mit dem Jesuskreuz an seinem silbernen Halskettchen. „Aber es ist viel schöner, Leute durch die Gegend zu fahren, ihnen einsame Buchten zu zeigen, schöne Häfen, versteckte Dörfer. Und kleinen Jungen das Steuern beizubringen!“

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Kaum sind die Leinen im Hafen von Dubrovnik festgezurrt, schwärmen die vierzehn Kreuzfahrer aus, die Mittvierzigerin Claudia zerrt ihren Helmut in die Prachtstraße, die Placa, Kathrin und Bernhard, beide in den Zwanzigern, bummeln an den Boutiquen vorbei und rasten in Straßencafés. Und wir marschieren mit Herzklopfen hoch über der Altstadt auf der Stadtmauer entlang und stellen uns vor, wie es früher hier wohl war, vor 600, 700 Jahren, als Dubrovnik als eine der wichtigsten und mächtigsten Städte der Welt galt.

Top für Familien: kroatische Mini-Kreuzfahrten

Zwei Tage später schippert die unser Schiff seinem nächsten Ziel entgegen. Sie legt einen kurzen Ankerstopp in einer verwunschenen Bucht ein, dann läutet es, einmal, zweimal, dreimal. Das Essen ist fertig. Heute hat Koch Andrej ein weiteres Mal kroatische Hausmannskost auf den Tisch gezaubert, muckalica, einen deftigen Eintopf aus Schweinefleisch, Paprika, Tomaten und Zwiebeln. „Duftet verlockend“, sage ich zu Andrej, „aber ob die Kinder das essen?“ Er grinst und schüttelt den Kopf und verrät mir: „Für die gibt es natürlich Nudeln mit Tomatensauce!“
Der nächste Tag: Nach drei Stunden Fahrt lässt Stipe seinen kräftigen Dieselmotor noch einmal vibrieren, dann ruckt es und piept, der Anker rauscht ins Wasser. Ringsherum nur stachelbeergrün und blaubeerblau. Auf dem Grund wiegen sich Seegrashalme im Takt der Wellen. Vom Ufer weht ein Hauch von Thymian und Lavendel. Mein Sohn springt mutig ins Meer, meine Tochter klettert vorsichtig über die Badeleiter auf meinen Rücken. Man muss einfach eintauchen in dieses einzigartige Blau, von dem Jacques Yves Cousteau einst behauptete, es sei das sauberste Meer der Welt.

Eine Seefahrt, die ist lustig …
Danach liegt nur noch Hvar auf dem Weg, die Bilderbuchinsel mit ihrem überdimensionalen Platz aus reinstem Marmor. Eine laue Brise pustet aus Nordwest, aus genau der richtigen Richtung, wie unser Kapitän behauptet. Er reißt uns aus dem Zustand der wohligen Lethargie, schüttelt uns von den Badetüchern auf dem Sonnendeck, wickelt Leinen ab, bindet sie an Tampen fest und zerrt an Tauen, bis vier riesige weiße Segel im Wind stehen. Sie treiben uns vorwärts, gemächlich schaukelnd. Und wir singen laut und übermütig unser neuestes Lieblingslied: Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön…
