Robert Schorstein ist eingefleischter Zelt-Fan. Er war schon in seiner Jugend campen, und auch mit seiner Familie schlägt er im Urlaub am liebsten irgendwo sein Zelt auf. Robert arbeitet seit sieben Jahren bei Outwell, einem dänischen Unternehmen, das auf Zelte und Campingmöbel spezialisiert ist.
Mit der Familie im Urlaub zelten zu gehen – das ist ein ganz besonderes Erlebnis. Zwischen euch und dem Sternenhimmel schwebt nur der dünne Zeltstoff, morgens weckt euch das Summen der Hummeln. Und auch der ökologische Fußabdruck kann sich sehen lassen, wenn man den Urlaub im Zelt verbringt. Fehlt nur noch eins – das richtige Zelt!

Dann stellen sich jede Menge Fragen: Wie groß soll das Zelt sein? Welches Gestänge soll es in Form halten? Und welches Material passt zu den Urlaubsplänen? Ich sage es gleich: Das alles kann man so pauschal gar nicht beantworten! Denn nicht jedes Familienzelt passt zu jeder Familie bzw. zu jedem Urlaubsplan. Aber: Wir finden hier gemeinsam heraus, welches Zelt zu euch und eurer Familie passt!
Wie groß soll das Familienzelt sein?
In Bezug auf die Zeltgröße stelle ich eine einfache Formel auf: Möchtet ihr mit eurer vierköpfigen Familie zelten gehen, entscheidet euch für ein Fünf-Personen-Zelt. Fünfköpfige Familien sollten eher ein Sechs-Personen-Zelt wählen. Denn bei der Zeltgröße zählen nicht nur die Schlafplätze!

Ist das Wetter schön und sonnig, braucht ihr den Platz im Zelt kaum. Dann toben eure Kids tagsüber über den Campingplatz oder durchkämmen die Umgebung und kriechen abends hundemüde in ihre Schlafkabinen. Nur: Was, wenn das Wetter mal schlecht ist? Dann braucht jedes Familienmitglied Platz zum Spielen und zum Lesen und alles soll im Trocknen stehen. Ist das Zelt dann zu klein, wird das möglicherweise euer letzter Zelturlaub sein. Ich empfehle einer vierköpfigen Familie in der Regel ein mindestens 25 Quadratmeter großes Zelt, es darf aber auch 40 Quadratmeter messen. So kommt ihr auch zurecht, wenn ihr euer Auto nicht unmittelbar neben dem Zelt parken dürft!

Ihr habt bereits ein Zelt, eure Familie ist aber schneller gewachsen als ihr ein neues erstehen könnt? Dann könnte fürs Erste vielleicht ein Zeltanbau helfen. Diese Vorräume kann man an nahezu jedes Zelt andocken – und schafft damit zusätzlichen Platz fürs Gepäck oder auch zum Essen.
Tunnelzelte: die perfekten Familienzelte
Und welche Zeltform ist die richtige für eine Familie? Die Antwort ist simpel: 95 Prozent aller Familienzelte sind Tunnelzelte – und das hat seine Gründe. Die wichtigsten: Tunnelzelte sind leichter aufzubauen und haben weitgehend gerade Wände, damit verliert man kaum Platz im Inneren des Zelts. Ihr müsst also nicht reinkriechen, sondern habt überwiegend Stehhöhe, in der Regel mindestens 1,85 Meter, die meisten sind sogar zwei Meter hoch.

Auch ein wichtiger Punkt: der Zeltboden. Es gibt Zelte, die keinen Boden haben, es gibt Böden zum Einhängen, und in wieder anderen Zelten ist der Boden gleich eingenäht. Ihr ahnt es wahrscheinlich: Das Zelt mit eingenähtem Boden ist am komfortabelsten.

Wer eins ohne Boden kauft, begegnet am Morgen gern mal als erstes ein paar schleimigen Schnecken. Das gibt ein Geschrei! Daher mein Plädoyer: Entscheidet euch für ein Zelt mit eingenähtem Boden. Es ist zwar teurer, aber auch deutlich praktischer. Und wo wir schon beim Boden sind: Besorgt euch unbedingt noch eine Zeltplane, die ihr unter eurem Zelt auslegt. Das schützt den Zeltboden vor Rissen und Dreck!
Gestänge: Fieberglas, Stahlrohr oder Luft?
Auch beim Gestänge habt ihr die Qual der Wahl: Es gibt Zeltstangen aus Fieberglas und aus Stahlrohr. Und dann gibt es noch Luftgestänge. Für alle, die das noch nicht kennen: Zelte mit Luftgestänge stehen in zehn Minuten. Man pumpt einfach die röhrenförmigen Luftkammern prall auf, und schon steht das Zelt. Für Familien ist das superpraktisch. Kein langes Aufbauen, nachdem man endlich auf dem Campingplatz angekommen ist, kein nerviges Zusammensuchen der passenden Stangen. Einfach pumpen – und fertig! Das schaffen sogar Alleinreisende im Handumdrehen.

Und auch wenn es nicht so klingt: Zelte mit Luftgestänge sind genauso stabil wie Fieberglas- oder Stahlgestänge-Zelte. Die Nachteile: Luftzelte sind schwerer, das Packmaß ist größer und sie sind teurer. Grob geschätzt kosten diese Zelte zwischen 15 und 25 Prozent mehr. Ich würde also sagen: Alleinreisende oder Familien mit kleineren Kindern, die gern immer mal wieder den Campingplatz wechseln möchten und nicht jedes Mal eine Stunde mit dem Zeltaufbau beschäftigt sein möchten, liegen mit einem Luftgestänge goldrichtig, zum Beispiel mit dem Hayward Lake 6ATC.

Wer drei Wochen an einem Ort bleibt oder größere Kinder hat, die gern mit anpacken, kann auch zu einem günstigeren Zelt greifen, etwa zu einem mit einem Fiberglasgestänge. Das Springwood 5 von Outwell ist zum Beispiel so ein Modell. Etwas robuster sind die Zelte mit einem Stahlrohrgestänge, ich denke hier beispielsweise an das Montana 6PE. Doch Zelte wie dieses sind tatsächlich etwas schwerer aufzubauen, schon weil die Zeltstangen und das Zelt ganz schön schwer sind. Das Gestänge der Outwell-Zelte verfügt über einen Farbcode – gelbe Stangen gehören in gelbe, blaue in blaue etc. – das macht es leichter. Dennoch dauert es, bis das Zelt steht. Ich würde tippen: je nachdem, wie oft man das schon gemacht hat, rund 30 bis 60 Minuten.

Die Wassersäule – ein überschätztes Qualitätsmerkmal
Die Wassersäule gilt als eines der wichtigsten Indizien, ob ein Zelt etwas taugt oder nicht. Doch eigentlich könnt ihr diesen Wert vernachlässigen. Warum? Weil jedes Zelt vom Discounter Regen abhält, Regen ist nicht das Problem. Viel schlimmer für das Material ist die UV-Strahlung! Wer zwei, drei Wochen im Jahr in sonnigen Gefilden zelten möchte, muss sich keine großen Gedanken machen. Doch wenn ihr generell den Süden bevorzugt und lange etwas von eurem Zelt haben möchtet, solltet ihr die Finger von Polyesterzelten lassen. Das Material zersetzt sich irgendwann in der Sonne. Mein Rat: Greift zu einem Zelt aus einem Baumwollmischgewebe, das ist deutlich robuster. Den Regen hält es natürlich auch ab, zudem ist es atmungsaktiv, das heißt, dass auch die Feuchtigkeit aus dem Zeltinneren entweichen kann.

Das führt mich zum nächsten Punkt – zur Belüftung des Zelts. Wo auch immer ihr zelten möchtet: Ausreichend Lüftungsmöglichkeiten sind wichtig! Sie sollten auf der Rückseite des Zelts und in den Schlafkammern sein und am besten auch über Moskitonetze verfügen. Letztere sind in unseren Outwell-Zelten und allen anderen Markenzelten integriert, bei No-Name-Zelten kann der Insektenschutz schon mal fehlen.
Beim ersten Mal darf es auch simpler sein
Ihr seht: Es gibt viele Details, auf die man beim Zeltkauf achten sollte. Aber mit den Hinweisen habt ihr schon mal das Wichtigste abgehakt. Als letzten Tipp vielleicht noch das: Wenn ihr im Sommer zum ersten Mal mit eurer Familie campen möchtet, greift vielleicht nicht gleich zum teuersten Modell. Testet in einem kleineren und günstigeren Modell, ob der Zelturlaub überhaupt die richtige Urlaubsform für euch und eure Familie ist. Wenn das der Fall ist, schafft ihr euch in den nächsten Jahren ein anderes Zelt an: eines, das zu euch und euren Plänen passt.
