Waldbaden mit Kindern

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Ist Waldbaden wirklich mehr als ein Spaziergang im Grünen? Wir haben das Thema mal für euch unter die Lupe genommen. Hier die Antwort – und viele Tipps für den Wald um die Ecke und in der Ferne!

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“Waldbaden! Ehrlich jetzt? – Das ist doch nur ein neumoderner Ausdruck für einen Spaziergang im Grünen”, sagten die einen hier in der Redaktion. Die anderen murmelten unsicher, dass das angeblich was anderes sei, es soll irgendwie intensiver sein, hieß es. Stirnrunzeln, fragende Blicke, Schulterzucken. Eine junge Kollegin warf ein, dass Waldbaden in Japan sogar als Medizin gelte!

Ein Wald, wie geschaffen für ein Waldbad ©Regina Bestle-Körfer

Gut für Eltern und Kinder: Waldbaden

Autorin Regina lauscht dem Wasserfluss im Baum ©Regina Bestle-Körfer

Am Ende dieser kurzen Diskussion stand fest: Das Thema nehmen wir für euch mal unter die Lupe! Wir sprachen mit Regina Bestle-Körfer, wie das nun ist mit dem Bad im Wald. Regina muss es wissen, sie hat ein Buch veröffentlicht: Waldbaden mit Kindern*. Und die Sozialpädagogin und Buchautorin klärt uns nicht nur auf, sie hat auch top Tipps parat, die ihr beim nächsten Waldspaziergang gleich mal ausprobieren könnt. Ähm, wir meinten natürlich: Beim nächsten Bad im Wald!

Lumao: Liebe Regina, zuerst möchten wir von dir wissen: Ist Waldbaden ein neumodischer Begriff für Spaziergänge im Grünen? Oder ist es wirklich etwas anderes?

Regina: Im Wald spazieren gehen – das hört sich wenig spektakulär an. Da liegt der Gedanke nahe, dass es sich möglicherweise wirklich nur um einen neumodischen Begriff handeln könnte, hinter dem sich ein einfacher Spaziergang versteckt. Doch das ist es nicht!

Auch das gehört zum Waldbaden: das Balancieren auf Baumstämmen ©adobe.stock.com/MNStudio

Lumao: Dann kläre uns doch bitte auf: Wie können wir uns das vorstellen? Wir gehen mit unserer Familie in den Wald, zum Waldbaden… Was genau machen wir da?

Regina: Es ist im Grunde ganz einfach: Wir gehen zusammen in den Wald, lassen uns treiben, gehen bekannte und unbekannte Wege, bewegen uns mal schnell, mal langsam. Wir springen und hüpfen, wir balancieren über Baumstämme, lassen die Kinder nach Herzenslust trödeln. Wir machen kleine Entdeckungen, beobachten Tiere – und das Wichtigste: Wir lassen uns Zeit! Waldbaden verfolgt keine Fitnessziele, wir möchten keine Strecke machen und Kilometer zählen. Beim Waldbaden geht es um Entschleunigung und Entspannung.


Super gesund: das Bad im Wald

Lumao: Und das tut gut?

Regina: Ja! Hier – umgeben von Bäumen, vom Waldboden, von Pilzen und Blättern – atmen wir sauerstoffreiche Luft ein. In ihr sind bioaktive Substanzen enthalten, sogenannte Terpene. Die sorgen dafür, dass unsere Stresshormone im Blut abgesenkt werden und die Killerzellen unseres Immunsystems ansteigen. Das braucht natürlich eine Weile, daher solltet ihr ein wenig Zeit einplanen. So ein Waldbad darf gern mindestens zwei Stunden dauern.

Lumao: Wie muss denn so ein Wald beschaffen sein, damit wir richtig in ihm baden können?

Regina: Ein dichter Mischwald ist ideal, aber den haben wir ja nicht alle vor der Haustür. Auch Parks mit vielen Bäumen eignen sich zum Waldbaden, denn auch hier verströmen die Laub- und Nadelbäume die heilsamen Waldterpene. Die Konzentration verändert sich übrigens in den verschiedenen Jahreszeiten: im grünen Sommerwald ist sie am höchsten, in Nadelwäldern ist sie im Winter höher.

Lumao: Du schreibst in deinem Buch, Waldbaden sei gut für Kinder. Kannst du uns kurz erklären, wie Kinder vom Waldbaden profitieren?

Regina: Die positiven gesundheitlichen Auswirkungen vom Waldbaden habe ich ja schon erwähnt, davon profitieren Kinder noch mehr, da ihr Immunsystem noch im Aufbau ist. Noch weitere positive Effekte: Beim Waldbaden kommen ihre überreizten Stresssysteme zur Ruhe und auch die Konzentrationsfähigkeit verbessert sich, gerade die von überaktiven Kindern. Außerdem verbessern solche gemeinsamen Familienaktionen natürlich die Stimmung, was wiederum die familiäre Bindung verbessert.

Waldbaden tut Körper und Seele gut ©adobe.stock.com/Kristin Gründler

Tipps für jede Jahreszeit

Lumao: Du gibst in deinem Buch Tipps für jede Jahreszeit. Bestimmt hast du Favoriten. Was würdest du unseren Leserinnen und Lesern ganz besonders ans Herz legen – im Frühling, Sommer, Herbst und Winter?

Regina: Im Frühling gehe ich ganz nah mit dem Ohr an einen Baumstamm heran, um das Rauschen des Wassers im Inneren des Baums zu hören.

Lumao: Entschuldige die Unterbrechung, aber: Man kann wirklich das Rauschen im Bauminneren hören?

Regina: Ja, wirklich. Wenn durch die innere Rindenschicht Wasser von den Wurzeln bis in die Baumkronen gepumpt wird, kann man dieses Pumpen hören. Nach meiner Erfahrung klappt es am besten bei Baumstämmen mit geringerem Umfang und bei Sonnenschein.

Beim Waldbaden muss man ganz nah ran an die Bäume ©Regina Bestle-Körfer

Lumao: Wahnsinn! Zurück zu den anderen Jahreszeiten!

Regina: Im Sommer ist es besonders schön und entspannend an Waldbächen. Die Kinder bauen Staudämme oder Steinbrücken, die Eltern setzen sich ans Wasser, beobachten die Kreativität und Begeisterung ihrer Kinder und lassen einfach mal die Seele baumeln.
Im Herbst sind Blätterspiele angesagt. Legt euch ins Blätterbad und lasst euch mit Blättern bedecken. Den Blätter-Konfetti-Regen müssen wir Kindern nicht vormachen, da kommen sie von selbst drauf. Noch eine Idee: Blätterbilder auf den Waldboden legen. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt!
Im Winter ist Bewegung angesagt, damit wir beim Waldbaden nicht frieren. Besonders toll sind dann die freiliegenden Äste und Baustämme im kargen Winterwald. Balanciert zusammen und stellt euch dabei vor, ihr seid Hochseilartisten.

Lumao: Hast du eine Idee, wie unsere Leserinnen und Leser ihren Kids das Waldbaden schmackhaft machen können?

Regina: Ich glaube eigentlich nicht, dass man Kinder zu Abenteuern im Wald überreden muss. Aber wahrscheinlich hängt es sehr von Gewohnheiten der Familie ab, ob ihre Kinder den Wald bereits kennen. Eltern, die häufig mit ihren Kindern durch den Wald spazieren, können einen Gang herunterschalten und den Kids die Führung überlassen. Wenn ihr die geraden, eher langweiligen Wege beim Waldbaden erst einmal verlassen habt, könnt ihr eure Kinder garantiert für regelmäßige Waldbade-Aktionen begeistern.

Reginas Empfehlung: Überlasst mal den Kids die Führung! ©adobe.stock.com/_jure

Lumao: Was sollen Familien deiner Meinung nach zum Waldbaden mitnehmen?  

Regina: Man sollte immer einen Rucksack für ein Picknick im Wald dabei haben. Die Kinder werden staunen, wie gut das einfache Butterbrot und die geschnittenen Apfel- oder Gurkenstücke in der Natur schmecken. Das Picknick ist einfach ein schöner Höhepunkt.

Hilfreich: das ABC des Waldbadens

Lumao: Hast du noch eine Kurzanleitung für uns? Eine Art Mini-ABC für Waldbaden-Anfängerinnen und -Anfänger?

A – wie Augen und Ohren auf! In jeder Jahreszeit gibt es im Wald viel Neues und Unerwartetes zu entdecken und zu erleben.

B – wie Bäume im Wald. Sucht euch Lieblingsfamilienbäume aus und lernt ihre Namen, Blätter, Früchte und Rinde näher kennen.

C – wie Celsius. Waldbaden kann man unabhängig von der Temperatur und vom Wetter – man braucht nur wasserfeste Kleidung und gutes Schuhwerk.

Waldbaden mit Kindern* kostet 18 Euro.
Regina Bestle-Körfer
Herder Verlag
96 Seiten

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