Großbritannien mit Kindern: Familien-Roadtrip durch England

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Quirlige Großstädte, malerische Dörfer, zahlreiche Burgen und eine raue, sanft hügelige Landschaft – England hat so viele schöne Ecken, dass die Wahl schwerfällt. Warum also nicht einfach einen Familien-Roadtrip quer über die ganze Insel machen?

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„White Rose, White Rose!“, ein Kanon lautstarker Rufe erschallt um uns herum, vermischt mit Pferdegewieher, splitterndem Holz und dem kalten Geräusch, wenn Stahl auf Stahl trifft. Gemeinsam mit anderen Schaulustigen feuern wir die Ritter an, die sich nur wenige Meter vor uns auf ihren edlen Pferden ein spektakuläres Lanzenstechen liefern. Eine große Menschentraube hat sich rund um den Turnierplatz versammelt, verfolgt im Schatten des imposanten Warwick Castle den Rosenkrieg zwischen den englischen Adelshäusern York und Lancaster. Wer wird die englische Krone erobern?

Im Warwick Castle kann man die englische Geschichte hautnah erleben – mit jeder Menge Action!  ©Kirsten Düspohl

Warwick Castle – Ausflug ins Mittelalter Englands

Nein, auch wenn es sich so anfühlt, befinden wir uns nicht auf einer Zeitreise ins Mittelalter – sondern auf einem Familien-Roadtrip quer durch England. Die heutige Station ist Warwick Castle, rund eine Autostunde nördlich von London gelegen und somit mitten im grünen Herzen Englands. Die stattliche Burg aus dem 11. Jahrhundert zählt zu den hübschesten und vor allem familienfreundlichsten Festungen Großbritanniens, thront mächtig auf einem Sandsteinfelsen hoch über dem Fluss Avon. Hier fällt es leicht, sich in längst vergangene Zeiten hineinzuträumen – denn Warwick Castle ist eine Burg wie aus dem Märchenbuch.

Wirklich märchenhaft: die stattliche Burg Warwick Castle ©Kirsten Düspohl

Mit unterirdischen Gängen und einem schaurig-schönen Burgverlies, mit einem prunkvollen Rittersaal, originalgetreu eingerichteten Burgräumen und einem Turm, von dessen Spitze wir die gesamte englische Grafschaft Warwickshire überblicken. Das absolute Highlight aber sind die mitreißenden Liveshows. „Das war so cool“, sind sich meine Kinder Tom (11) und Jette (13) einig, als wir nach dem fulminanten Ende der „Wars of the Roses“ die Turnierarena verlassen und über das weitläufige Burggelände schlendern.

Der Roadtrip im Überblick
Route: Dover (Fährterminal) – London – Warwick Castle – Penygroes (Wales) – Bath – Brighton – Dover (Fährterminal); insgesamt ca. 1.400 gefahrene Kilometer
Dauer: Fünf Städte in acht Tagen (plus An- und Abreise)
Überfahrten: Fähre Calais – Dover (Hin- und Rückfahrt für 4 Personen inkl. Auto ca. 200 Euro)
Übernachten: ein Mix aus Ferienwohnungen und Hotels mit Familienzimmern

Ein Roadtrip quer durch England – eine top Idee für Familien mit größeren Kindern ©Kirsten Düspohl

„Jetzt müssen wir unbedingt noch zur Flugshow.“ Meinem Mann Jan und mir ist es recht. Wir genießen vor allem den fast wolkenlosen Himmel über uns, den Blick auf die Burg und die Weite der saftig-grünen Wiesen ringsherum – ein krasser Gegensatz zum Trubel der letzten Tage.


London – ein Must-visit bei einem England-Urlaub

Rückblende. Die erste Station unseres Roadtrips durch das Vereinigte Königreich war London. Zwei Tage lang waren wir durch die britische Hauptstadt gelaufen. Wir hatten aus dem wohl bekanntesten Riesenrad Europas – dem London-Eye – den Ausblick auf Big Ben, Buckingham Palace und Co bewundert, hatten im Hyde Park Fish & Chips gegessen und mit roten Doppeldeckerbussen die Sightseeing-Spots dieser atemberaubenden Metropole abgeklappert.

Mehr über London


England: London mit Kindern erleben

Kann man eine so große, sehenswerte Stadt wie London mit Big Ben, Tower Bridge und Co. in 48 Stunden entdecken? Und dann auch noch als Familie mit Kindern? Lumao-Autorin Kirsten Düspohl hat es mit Mann und Kids getestet.


Klar, wir waren uns bei der Reiseplanung einig: London gehört bei einem Urlaub in England definitiv auf die Bucket-List und ist ein tolles Reiseziel für einen Städtetrip mit Kindern. Aber: „48 Stunden sind eigentlich viel zu kurz für London“, hatte ich am letzten Morgen zu meiner Familie gesagt – wehmütig, aber auch ein bisschen erschöpft von dieser bunten, trubeligen Stadt.

Was für ein Ausblick! Vom London Eye hat man einen top Blick auf die 9-Millionen-Metropole ©Kirsten Düspohl

Das Beste am Roadtrip: der Mix aus Stadt, Land und Meer

Nun, hier in Warwick, ticken die Uhren langsamer, hier können wir uns Zeit lassen: einen Tag für eine einzige Burg statt britische Hauptstadtarchitektur im Schnelldurchlauf. Es wird genau diese Kombination aus Großstadtdschungel, postkartenschöner Natur und romantischem Rosamunde-Pilcher-Flair sein, die uns am Ende unseres Roadtrips am meisten begeistern wird. Fünf Städte in neun Tagen – keine Frage, so abwechslungsreich und bereichernd so eine Rundreise ist, sie ist auch anstrengender als ein Pauschalurlaub in einer Ferienanlage. Fast jeden Tag „on the road“, eine neue Unterkunft, eine neue Stadt – wird uns das erschöpfen oder wird uns der Mix aus Sightseeing und Erholung, Erwachsenenprogramm und Kinderhighlights gelingen?

Jeden Tag eine neue Kulisse – das ist auf einem Roadtrip Programm ©Kirsten Düspohl

Natur pur – der Snowdonia-Nationalpark in Wales

Wer am nächsten Tag das Programm bestimmt, ist schnell klar. „Echt, wir müssen wandern gehen?“, fragt Tom wenig begeistert, als wir mit dem Auto Richtung Westen fahren. Unser Ziel: der Snowdonia- Nationalpark. Dass der nicht mehr in England, sondern in Wales liegt, sehen wir spätestens an den Straßenschildern. „Was ist denn das für eine Sprache?“, will Jette wissen, zeigt auf die zweisprachigen Ortsschilder: auf Englisch und Walisisch.

Spektakuläre Berge, saftige Wiesen und jede Menge Schafe – das sieht man im Snowdonia-Nationalpark ständig ©Kirsten Düspohl

Immerhin: Die Schafe blöken in der uns vertrauten Weise, als wir kurze Zeit später mit Rucksack und Wanderschuhen über eine Schafweide stiefeln, immer dem schmalen Wanderpfad nach, der sich im Zickzackkurs durch die grüne Landschaft schlängelt. Rechts und links türmen sich hohe Berge auf, deren Gipfel nur manchmal aus dichtem Nebel hervorblitzen. Die Landschaft ist hier viel rauer und ursprünglicher – mal mit dunkelgrünen Wiesen, mal mit kargem Fels, mal mit üppigen Wäldern. „Ist doch gar nicht so schlecht hier“, sagt Tom wenig später schmunzelnd und steckt sich eine saftige Brombeere in den Mund, die hier wild an dichten Hecken wachsen. Es kommt doch immer auf die richtigen Argumente an …

Lumao-Autorin Kirsten ist ganz verzaubert von dieser Landschaft, ihre Kinder begeistern sich eher für die Beeren am Wegesrand ©Kirsten Düspohl

Bath – wunderschön, geschichtsträchtig und familienfreundlich

„Hier steht, dass Bath eine der schönsten Städte Großbritanniens ist“, lese ich aus dem Reiseführer vor. Am nächsten Tag und eine gut vierstündige Autofahrt später stehen mal wieder Stadtluft und Sightseeing auf dem Programm. Unsere Route führte uns zurück nach Südengland in eine der charmantesten und belebtesten Städte des Landes: Bath.

Bath ist bekannt für ihre georgianische Architektur und für ihre heiße Thermalquelle ©Kirsten Düspohl

Das hübsche Städtchen hat eine lange Geschichte, die weit ins römische Britannien hineinreicht. Den Namen verdankt Bath der Hauptattraktion der Stadt: das Römische Bad mit den Überresten einer Tempelanlage. Wir schauen uns den beeindruckenden Bau nur von außen an, schlendern vorbei an der Bath Abbey zur Pulteney Bridge, eine von weltweit drei Brücken, die rechts und links mit Geschäften bebaut sind. Unser kleiner Stadtrundgang führt weiter am Theatre Royal und dem „Circus“, einem kreisrunden Platz mit im Halbrund gebauten Häusern, entlang und endet schließlich in einem Park.

Postkartenschön: das 86.000-Einwohner-Städtchen Bath ©Kirsten Düspohl

„Guck mal, hier kann man Adventuregolf spielen“, Jan zeigt auf einen Wegweiser am Eingang der Grünanlage, schaut mich fragend an. „Klar, warum nicht? Die Hauptattraktionen von Bath haben wir gesehen“, sage ich und klappe meinen Reiseführer zu. Und so endet unser Tag mit vier Schlägern, 18 Bahnen und einer Runde Minigolf.

Das kommt bei Kindern immer und überall gut an: Minigolf, vor allem Adventuregolf ©Kirsten Düspohl

Brighton – Englands berühmtestes Seebad

„Können wir heute im Meer baden?“, fragt Tom am nächsten Morgen. „Ich möchte durch die kleinen Gässchen bummeln und in den Vintageläden shoppen“, wirft unsere Teenie-Tochter ein. „Und hast du nicht gesagt, dass man auf der Seebrücke Achterbahn fahren kann, Mama?“, erinnert unser Sohn sich.

Must-see an Englands Südküste: das Seebad Brighton ©Kirsten Düspohl

Unser Roadtrip neigt sich dem Ende entgegen. Gerade fahren wir auf der Küstenstraße entlang, um unseren letzten Stopp zu erreichen: Brighton. Zwei Tage lang wollen wir in der quirligen Stadt verbringen, bevor es dann in Dover wieder auf die Fähre in Richtung Heimat geht. Die Pläne, die gerade auf der Rückbank geschmiedet werden, lassen erahnen, dass diese zwei letzten Tage ganz schön vielseitig werden. Mit ein bisschen Shopping, rasanter Action auf der Kirmes der Brighton Palace Pier und sonnigen Faulenzerstunden am breiten Kiesstrand der berühmten Küstenstadt.

Klar, dass der Abschied schwerfällt – bei dem Anblick! ©Kirsten Düspohl

Und während wir unserem letzten Ziel immer näherkommen und die malerische Landschaft Südenglands an uns vorbeifliegt, denke ich, dass ein Roadtrip die perfekte Wahl war, um diese Insel mit all ihren Facetten kennenzulernen. Und ich finde, er ist uns ganz gut gelungen – der Mix aus Natur und Großstadtflair, Sightseeing und Müßiggang, Erwachsenenprogramm und Kinderbespaßung.

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