Nationalpark Harz: Wanderurlaub mit der ganzen Familie

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Wilde Wälder, verwunschene Burgruinen, rauschende Wasserfälle – der Harz zählt zu den schönsten Urlaubsregionen Deutschlands und macht Kinder zu kleinen Wanderprinzen und Wanderköniginnen. Eine top Destination für den nächsten Familienurlaub!

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Auf einen Blick
Der Nationalpark Harz, ein rund 250 Quadratkilometer großes Naturschutzgebiet am Schnittpunkt von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt, ist nicht nur das höchste Gebirge Norddeutschlands, sondern dank zahlreicher Wanderwege, hübscher Fachwerk-Städte und toller Familienattraktionen eine der schönsten Urlaubsregionen Deutschlands.
Highlights: Der Brocken, der höchste Berg des Harzes, öffnet den Blick auf das gesamte Mittelgebirge und sollte auf jeden Fall erklommen werden. Weitere Must-sees: die Burgruine Scharzfels und der Wasserspielplatz am Liebesbankweg.
Nicht verpassen: Besorgt euch unbedingt den Wanderpass der „Harzer Wandernadel“ und erlauft während eures Urlaubs möglichst viele Stempel. Eine tolle Motivation für die Kids!
Übernachten: Ob Hotels mit Familienzimmer, gemütliche Ferienwohnungen oder komfortable Ferienhäuser – die Städte im Harz bieten eine große Auswahl an Übernachtungsmöglichkeiten für Familien.

Eine Reportage von Kirsten Düspohl

„Da ist die erste Stempelstelle“, rufen Tom und Jette unisono. Zusammen mit Cousin Tjark stürmen sie der kleinen Schutzhütte Phillippsgruß entgegen, die sich unter die knorrigen Tannen des Waldes duckt. Das Ziel: der erste Stempelabdruck in ihrem Wanderpass der Harzer Wandernadel. Ich schmunzle im Stillen und denke, was für eine Motivationshilfe so ein kleines Stempel-Heftchen doch ist. Plötzlich sind die gelaufenen Höhenmeter und die müden Füße ganz schnell vergessen, ebenso die Tatsache, dass „wandern ja voll öde ist“.

Elf Stempel braucht man, um zum Wanderprinzen bzw. zur Wanderprinzessin gekrönt zu werden ©Kirsten Düspohl
Hier und da stehen Hütten, in denen man wunderbar Pausen einlegen kann ©Kirsten Düspohl

So zumindest lautete das Urteil, als wir den Kindern vor einigen Wochen erzählten, dass uns der diesjährige Großfamilien-Urlaub mit Oma, Opa, Tanten und Onkel in den Harz führen würde. „Wandern finden nur Erwachsene toll“, maulte unser Sohn und erntete ein bekräftigendes Kopfnicken seiner großen Schwester. Ich konnte sie verstehen. Als Kind machte ich auch ein langes Gesicht, wenn meine Eltern uns zum x-ten Mal auf den Brocken oder den Wurmberg schleppten.

Aber heute, ein paar Jahrzehnte und Erfahrungen später, glaube ich, dass diese Urlaube meine Freude an der Natur und am Wandern geweckt haben. Und da ich mir genau das für unsere Kinder wünsche, müssen sie manchmal zu ihrem Glück gezwungen oder zumindest ein bisschen in die richtige Richtung geschubst werden.

Es gibt ein paar Tricks und Tipps, die das Wandern mit Kindern einfacher und schöner machen ©Kirsten Düspohl

Der Harz – eine der schönsten Urlaubsdestinationen Deutschlands

Und welches Reiseziel ist dafür besser geeignet als der Harz, das höchste Gebirge Norddeutschlands? Das malerische Mittelgebirge erstreckt sich über Teile Niedersachsens und Sachsen-Anhalts und gehört zu den schönsten deutschen Urlaubsregionen. Mehr als 800 Kilometer Wanderwege durchziehen den Nationalpark.

Bei der Überquerung des Königshütter Wasserfalls muss man schon ein bisschen aufpassen ©Kirsten Düspohl

Mal sind es asphaltierte, kinderwagentaugliche Wanderwege, mal schmale Trampelpfade oder steile Stiege – allesamt mit Wegweisern und Markierungen beschildert. Vor allem aber führen sie alle durch die sagenumwobene Berglandschaft des Harzes. Vorbei an urigen Wäldern, plätschernden Bächen und verwunschenen Mooren. Und an verwitterten Burgruinen, wie geschaffen zum Klettern, Erforschen und Legendenstricken.


Die beste Motivation: der Wanderpass „Harzer Wandernadel“

Mein Plan scheint aufzugehen – zumindest wirken die drei Kids sehr zufrieden, als sie uns ihren Wanderpass zeigen. Auf der Nummer 220 „Phillipsgruß“ prangt nun ein frischer, blauer Stempelabdruck.

Der Harz ist das ganze Jahr über eine top Urlaubsregion für Familien ©Kirsten Düspohl

„Insgesamt gibt es 220 Stempelstationen“, staunt Jette beim Blick auf die unzähligen freien Felder, „das schaffen wir in einer Woche doch niemals.“ Recht hat sie, aber das müssen wir auch gar nicht. Die Auszeichnung Wanderprinz oder Wanderprinzessin erhalten Kinder auch schon für elf gesammelte Stempel. „Das sollte doch zu schaffen sein“, meint mein Mann optimistisch. Da wir erst mittags in unserem Ferienhaus in Bad Sachsa angekommen waren, bleibt heute nur Zeit für eine kurze Wanderung und einen schnellen Bummel durch den hübschen Kurort am südlichen Ausläufer des Nationalparks. Ein Ankunftstag zum Warmlaufen quasi …

Ein Harz-Highlight für Familien: die Burgruine Scharzfels

„Oma, wie viele Stempel sammeln wir heute?“, fragt Tjark am nächsten Morgen und schaut meiner Mutter über die Schulter, die die Wanderkarte vor sich ausgebreitet hat. „Ich glaube drei“, kommt die zuversichtliche Antwort. Heute geht es Richtung Herzberg, genauer gesagt zur Ruine Scharzfels. Doch bevor wir die erreichen, gilt es erstmal ein paar Höhenmeter zu schaffen: Die imposante Ruine der mittelalterlichen Befestigungsanlage thront in einem Waldgebiet auf rund 370 Metern Höhe. Ist der steile Aufstieg geschafft, fällt es dank der alten Burgmauer, der großen Freitreppe, den Überresten des Bergfrieds und des Gefängnisses leicht, sich in vergangene Zeiten zu versetzen. Die perfekte Kulisse für Ritterspiele!

Ein bisschen zum Gruseln: die Höhlen im Harz ©Kirsten Düspohl

Auf dem Rückweg nach Bad Sachsa legen wir einen Zwischenstopp in Bad Lauterberg ein. Dass die 12.000-Seelen-Gemeinde eine ehemalige Bergbaustadt ist, zeigt das Besucherbergwerk. Das lassen wir aber links liegen, bestaunen stattdessen lieber die hübschen Fachwerkhäuser und den verträumten Kurpark und machen uns zu Fuß auf in Richtung Bismarckturm auf dem Kummelberg.

Die Stabkirche in Hahnenklee-Bockswiese wurde nach norwegischem Vorbild erbaut ©Kirsten Düspohl

Auf dem Teufelsstieg zum Brocken, dem höchsten Berg des Harzes

Der Brocken: Was für eine Aussicht! ©Kirsten Düspohl

Noch viel beeindruckender als von der Aussichtsplattform des Lauterberger Bismarcksturms ist der Blick vom Brocken am nächsten Tag. Der ist mit 1.141 Metern der höchste Berg des Harzes – und zugegebenermaßen mit Kindern eine ganz schöne Herausforderung. Vor allem, wenn man sich wie wir für den angeblich schwierigsten Weg, den Teufelsstieg, entscheidet.

Von unserem gewählten Startpunkt, dem Parkhaus „Am Winterbergtor“ in Schierke, sind es bis zur Brockenspitze zwar „nur“ 6,5 Kilometer, aber die haben es in sich: schmale, steile Wege mit riesigen Steinen und kniehohen Felsenstufen. Das klappt nur mit Teamwork – und vielen Schokoriegeln zur Stärkung.

Picknickplätze für Pausen gibt es auf dem Weg hinauf auf den Brocken wie Sand am Meer ©Kirsten Düspohl

Zwischendurch hören wir ein lautes Schnaufen, das selbst unser Gekeuche und Gestöhne problemlos übertönt. „Was ist das denn für ein Geräusch?“, will Tom wissen. „Das ist die Brockenbahn“, erfahren die Kinder von ihrem Opa, „das ist eine alte Dampflokomotive, die jeden Tag Urlauberinnen und Urlauber, die nicht so wanderfreudig sind wie wir, auf den Brocken bringt“, fügt er augenzwinkernd hinzu. Ich sehe es den Kindern an: Sie gäben einiges dafür, jetzt in dieser Bahn zu sitzen. Aber dann endlich, nach gut zweieinhalb Stunden, erklimmen wir den Gipfel – erschöpft, aber auch ein bisschen stolz. Und während wir im Brockenhaus herrlich fettige Pommes essen, denken wir lieber noch nicht daran, dass wir auch wieder zurückmüssen.

Oben angekommen – auf der höchsten Erhebung Norddeutschlands: auf dem Brocken ©Kirsten Düspohl

Top Familien-Attraktionen im Harz

„Können wir heute mal eine Wanderpause machen?“, fragt Jette morgens beim Frühstück. Können wir – schließlich hat der Harz ausreichend Attraktionen im Angebot, die nichts mit Wandern zu tun haben. Die Sommerrodelbahn in St. Andreasberg zum Beispiel, die Einhornhöhle in Herzberg, das Erlebnis-Schwimmbad im Salztal Paradies oder der Märchengrund in Bad Sachsa. Wir entscheiden uns für einen Ausflug zur Rappbode-Talsperre. „Nie im Leben gehe ich darüber“, sage ich vehement, als wir vor der 458 Meter langen Hängebrücke an der Talsperre stehen. Die luftig-leichte Konstruktion aus Stahlseilen und Gitterrosten ist die längste Seilbrücke Deutschlands – und definitiv nichts für Menschen mit Höhenangst. Die meisten meiner Familie sehen ähnlich skeptisch aus wie ich und so besteht letztendlich nur ein kleiner Teil unserer Gruppe diese schwindelerregende Mutprobe.

Das riesige Hängebrücke ist 483 Meter lang und 118 Tonnen schwer ©Kirsten Düspohl

Der Liebesbankweg – einer der schönsten Wanderwege im Harz

Eine von 25 unterschiedliche Holzbänken, die am Liebesbankweg steht ©Kirsten Düspohl

Die Tage rasen schneller, als wir wandern können. Wir verbringen sie mit einem bunten Mix aus kindgerechten Freizeitaktivitäten und kleinen Wanderungen, etwa zur Ruine Königsburg und zum Königshütter Wasserfall (perfekt zum Staudammbauen!). An die 16 Kilometer unserer Brockenwanderung kommen wir nicht mehr heran – auch nicht am letzten Tag, als wir den rund sieben Kilometer langen „Liebesbankweg“ ab Hahnenklee wandern. Dieser Wanderweg ist ein echtes Highlight. 25 liebevoll verzierte Holzbänke flankieren den Weg – jede einem Abschnitt der Liebe gewidmet, vom ersten Rendezvous bis zur Kronjuwelenhochzeit.

Doch die Liebesbänke sind nicht die einzigen Attraktionen entlang der Strecke. Vor allem der große Wasserspielplatz, die Partnerschaukel und das Wassertretbecken erfordern reichlich Pausenzeiten.

Ein Wassertretbecken im Hundertwasserkleid – gestaltet von einem Hobby-Künstler ©Kirsten Düspohl

Für strahlende Gesichter sorgt aber noch ein weiterer Höhepunkt. „Da ist eine Stempelstelle“, ruft Tom begeistert und rennt mit Jette und Tjark auf den grünen Kasten zu. Anschließend schwenken alle drei freudestrahlend ihre Wanderpässe – mit dem elften Stempel drin. „Meine Hoffnung war ja, dass euch in diesem Urlaub die Wanderlust packt“, sage ich schmunzelnd, „aber dass ihr sogar echte Wanderprinzen und eine Wanderprinzessin werdet, damit hätte ich nicht gerechnet.“ „Ich auch nicht“, sagt Jette und fügt schnell hinzu: „Aber glaub bloß nicht, dass nun jeder Urlaub ein Wanderurlaub wird.“ Na, das vielleicht nicht, aber in den Harz kommen wir garantiert wieder – und dann holen wir uns den Titel des Wanderkönigs. Aber davon erzähl ich den Kindern vorerst lieber noch nichts …

Zu Wanderprinzen bzw. zur -prinzessin gekrönt: Jette, Tom und Tjark ©Kirsten Düspohl

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