Lust auf endlose Strände und auf Abenteuer in der Wildnis? Dann legen wir euch die Ostsee-Insel Usedom ans Herz. Denn hier gibt’s von beidem reichlich!
„Sandstrand und Safari?“ Mein Mann hat ziemlich ungläubig geschaut, als ich meinen sommerlichen Ferienwunsch vor ein paar Monaten geäußert habe. Er hat die Stirn gerunzelt und gesagt: „Für Südafrika reicht unser Urlaubsbudget nun wirklich nicht!“ Ich nickte und schob ihm ein paar Prospekte rüber. Sie zeigten watteweiche Strände. Postkartenschöne Bäderarchitektur. Und einen Jeep, der durch die Wildnis pirschte. Er hat auf dieses Bild gestarrt, auf dem eine Familie vom Dach eines Jeeps nach Tieren Ausschau hielt. In der Ferne konnte man die Silhouette eines Tieres erkennen. Dann hatte er genickt, zugegeben, ein bisschen ungläubig. Und Usedom war beschlossene Sache.

Die Ostsee-Insel Usedom: perfekt für Familien
Das ist nun einige Monate her, jetzt liegt die Anreise hinter uns und der erste Strand vor uns: ein Sandstrand, der bis zum Horizont zu reichen scheint, mit einem Meer davor, das leise an Land gurgelt. Ich lasse meine Blicke einen Moment auf- und abwandern, dann drehe ich mich zu meinem Mann und sage: „Du musst zugeben, Usedom war eine ziemlich gute Idee war!“
Die drei Kaiserbäder sind berühmt

Das Eiland im äußersten Nordosten gehört größtenteils zu Deutschland und nur zu einem kleinen Teil zu Polen. Am bekanntesten sind die drei Kaiserbäder: Ahlbeck, Heringsdorf und Bansin. Vor und zwischen ihnen: eine achteinhalb Kilometern lange Promenade. Und das Beste: Hier ist auch noch meist das Wetter gut: Usedom zählt zu den sonnenreichsten Gegenden Deutschlands.
Wer in Ahlbeck einen ersten Blick auf Usedoms Strände wirft, der wird magisch angezogen von der historischen Seebrücke und dem im Wasser auf Stelzen stehenden Gründerzeitbau mit seinen vier verspielten Türmchen. Wir genießen diesen Anblick drei volle Tage. Dann sage ich zu meinem Mann und unseren drei Kindern: „Diese Insel besteht nicht nur aus Sand und Meer! Lasst uns mal was unternehmen!“
Schön grün: eine Radtour ins Hinterland
So satteln wir kurz darauf unsere Fahrräder und machen uns auf den Weg: Wir lassen die übrigen Urlauber hinter uns und fahren ein Stückchen vom Kaiserbad Bansin landeinwärts. Kiefern, Erlen und Birken huschen vorüber, Sanddorn, Holunder und Teppiche blau blühender Leberblümchen.

Bald streifen wir Bansin Dorf und sind in einer ganz anderen Welt. Der Gothensee blinzelt durch dichtes Grün, Streuobstwiesen überziehen die Hügel, wir stoppen auf einer schmalen Landbrücke, die den Großen Krebssee vom Kleinen Krebssee trennt. Später rasten wir am Achterwasser, das sich tief ins grüne Land gräbt. Breiten eine Decke aus, machen ein Picknick und füttern die Fische. „Ist das ein Meer oder ein See?“ möchte mein Jüngster wissen. „Also“, sage ich, „das ist nicht so einfach. Ich würde sagen, das Achterwasser ist halb Meer und halb See, die Flüsse speisen es mit Süßwasser und das Meer mit einer Prise Salz.“
Usedom hat auch stille, unbekannte Seiten

Usedom hat viele unbekannte Ecken – den Satz habe ich im Laufe der vergangenen Woche oft gehört. Vom Strandkorbvermieter in Ahlbeck. Von unserem Lieblingseisverkäufer in Bansin. Und jetzt von der Dame aus dem Nachbarstrandkorb. „Die meisten kommen hierher und sehen nur die Kaiserbäder und die Strände davor. Aber was meinen Sie, was Ihnen alles entgeht?“, fragt die ältere Dame aus Münster, die hier schon seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Zehen allsommerlich in den Sand bohrt. Ich nicke, erzähle von unserer Radtour. Und flüstere ihr später zu, dass wir morgen Usedoms völlig unbekannte Seite sehen werden.
Aufregend und wild: die Usedom-Safari
Mein Ältester zeigt mir beim Frühstück einen Vogel. „Maaama“, sagt er, und dieses langgezogene a macht deutlich, dass er gerade an meinem Verstand zweifelt. „Safaris macht man in Afrika und nicht hier.“ Ich widerspreche ihm. Er verdreht die Augen und sucht Hilfe bei seinem Vater. Der grinst nur und mahnt zu Eile. „Los, los, der Jeep wartet!“
Ein paar Minuten später stehen wir vor einem tarngrünen Landrover und vor Gunnar, unserem Safari-Guide. Er ist kein Mann der großen Worte, drückt uns nur kurz und kräftig die Hand und lässt dann schnell den Motor aufheulen, „alles Wichtige erzähle ich euch unterwegs“, sagt er.

Seeadler, Störche und Sumpfschildkröten

In den kommenden Stunden lernen wir Usedom erst richtig kennen. Den Schmollensee. Sellin mit seiner Handvoll alter Rohrdachhäuser. Das 450 Jahre alte Mellenthiner Wasserschloss. Die mit Abstand stillste Ecke der Insel, den Lieper Winkel. Wir lernen, dass es hier Biber, Fischotter, Storche und sogar Sumpfschildkröten gibt. Und als wir irgendwann oben auf dem Dach des Landrovers mit dem Fernglas den Himmel absuchen, kreist da ein Seeadlerpärchen. „Und was ist das da hinten?“, fragt meine Tochter später beim Abendessen, als wir gerade die Bachforellen überm Feuer drehen. Sie deutet ins grüne Dickicht. „Löwen“, flüstere ich. Und dann, nach einer kleinen Pause: „Ach nein, ich glaube, das sind doch eher Schafe.“

Eine Insel – zum Bleiben schön
Am letzten Morgen packe ich die Strandtasche, drücke einem Kind den Sonnenschirm in die Hand und einem den Ball. Doch sie sehen nicht recht glücklich aus. „Können wir nicht wieder mit Gunnars Jeep fahren?“, bettelt mein Ältester. „Bitte!“ Ich unterdrücke ein Lachen. Freue mich, dass ihnen diese deutsche Safari so sehr gefallen hat. Und kann die Situation nur mit einem Versprechen retten: Wir kommen wieder. Und dann kehren wir zurück in die pommersche Wildnis, beobachten Tiere, brutzeln bestimmt auch wieder Bachforellen über einem Lagerfeuer und lauschen den Geschichten von Gunnar, dem Safari-Guide.

Safari-Infos:
Es gibt zwei verschiedene Insel-Safaris – die eine dauert sieben, die andere neun bis zehn Stunden (7h-Tour: 97 Euro für Erwachsene, 40 Euro für Kinder bis 14 Jahre; 9-bis-10h-Tour: 137 Euro für Erwachsene, 50 Euro für Kinder bis 14 Jahre, jeweils inklusive Programm, Verpflegung, Getränke etc.). Weitere Infos unter www.insel-safari.de.