Juist: Winterurlaub auf den Ostfriesischen Inseln

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Nordseeinseln eignen sich vor allem für den Sommerurlaub? Von wegen! Lumao-Autorin Kirsten war mit ihrer Familie im Winter auf Juist und verrät, warum die autofreie Ostfriesische Insel auch in der Nebensaison ein top Reiseziel für Familien ist.

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Auf einen Blick!
Juist gehört zu den sieben Ostfriesischen Inseln. Die mit 17 km Länge gerne als die „schönste Sandbank der Welt“ bezeichnete Nordseeinsel liegt im UNESCO Weltnaturerbe Wattenmeer und grenzt an der Nordseite an die offene Nordsee und an der Südseite ans niedersächsische Wattenmeer. Mit dem breiten Sandstrand, dem hübschen Ort und einem großen Veranstaltungsangebot ist die autofreie Insel ein Urlaubsparadies für Familien – das ganze Jahr über.
Zielgruppe Wer einmal Inselluft geschnuppert hat, kommt meistens wieder. Rund 70 Prozent der Urlauberinnen und Urlauber auf Juist sind Stammgäste – vor allem Familien, aber auch (Wasser-)Sportfans, Naturliebhaber und Ruhesuchende.
Highlights Auf Juist ist der 17 km lange Sandstrand nie weit weg – und natürlich gehören Strandspaziergang, Drachensteigen und Sandburgenbau zum Pflichtprogramm. Ein weiteres Highlight für Familien: ein Besuch im TöwerVital Meerwasser-Erlebnisbad. Und, keine Frage, eine geführte Wattwanderung darf natürlich bei einem Nordseeurlaub auch nicht fehlen.
Übernachten Auf Juist gibt es zahlreiche Hotels und Ferienwohnungen. Unser Tipp: Bei juistferien.de findet ihr moderne, familienfreundliche Ferienwohnungen.

Ursprünglich stand dieser Leuchtturm auf der kleinen Insel Memmert südwestlich von Juist. Doch die Insel wanderte in die Nordsee, der Leuchtturm jedoch nicht. So wurde er 1992 abgebaut und auf Juist wieder in Betrieb genommen ©Kirsten Düspohl

Eine Reportage von Kirsten Düspohl

Zugegeben, hätte mich noch vor Kurzem jemand gefragt, wann die beste Reisezeit für die Ostfriesischen Inseln sei, meine Antwort hätte ganz klar gelautet: Sommer. Entspannt am Strand liegen, während die Kids in der Nordsee planschen. Das war meine Vorstellung von Inselurlaub. „Im Winter soll es wunderschön auf Juist sein“, hatte mein Mann mir entgegengesetzt und von herrlicher Ruhe, langen Winterspaziergängen und einer gemütlichen Familienzeit geschwärmt.

Bei Ebbe ist Juist knapp 700 Meter breit, bei Flut ist die Insel mitunter nur noch 500 Meter breit  ©Kirsten Düspohl

„Autofreies Urlaubsparadies“ heißt es auf der Insel-Homepage verheißungsvoll, aber trifft das auch auf die Nebensaison zu? Hat eine rund 16 Quadratkilometer kleine Insel im Winter überhaupt etwas zu bieten? Würde unseren Stadtkindern nicht schnell die Decke auf den Kopf fallen? Ich blieb skeptisch. Und auch während wir einige Wochen später mit dem Inselexpress auf Juist zusteuern, schwirren noch leise Zweifel durch meinen Kopf. Es ist früh morgens, denn die Anfahrt der Ostfriesischen Insel ist tideabhängig und erfolgt deshalb nur ein- bis zweimal am Tag – entweder mit einer großen Fähre oder mit dem deutlich schnelleren, aber teureren Inselexpress.

Juist ist rund 17 Kilometer lang – und genauso lang ist auch der Strand der Insel!  ©Kirsten Düspohl

Die Nordseeinsel Juist – auch im Winter ein Töwerland

„Töwerland“, also Zauberland, nennen die Einheimischen ihr ostfriesisches Eiland und ich muss gestehen: Es ist schon ein wenig magisch, wie wir zeitgleich mit dem Sonnenaufgang den kleinen Inselhafen erreichen. Hinter uns die rauschende Nordsee, über uns das Kreischen der Möwen und vor uns die malerische Juister Silhouette mit dem auf einer Düne thronenden Wasserturm, der Kuppel des mondänen Strandhotels Kurhaus Juist, dem künstlerisch als Segel geformten Seezeichen sowie dem Memmertfeuer, der einzige Leuchtturm Deutschlands, der aufs Land und nicht aufs Wasser leuchtet. Keine Frage, die Insel legt sich mächtig ins Zeug, um mich um ihren kleinen Finger zu wickeln …


Juist, die längste der Ostfriesischen Inseln

Wir sind das erste Mal auf Juist, deshalb hatte ich mich schon im Vorwege über die wichtigsten Fakten informiert. Ich hatte gelesen, dass Juist zwischen Borkum und Norderney liegt und mit 17 km Länge zwar die längste, aber nicht die größte der sieben Ostfriesischen Inseln ist.

Fünf der Ostfriesischen Inseln sind autofrei – mehr dazu hier! ©lesniewskistock.adobe.com

Ich wusste, dass es mit dem Hauptort und dem westlich davon gelegenen Loog nur zwei Ortsteile gibt und dass auf Juist rund 1.500 Menschen leben, die Insel im Sommer aber gerne mal auf 10.000 Menschen anschwillt. Davon merken wir jedoch herzlich wenig, als wir mit unseren Koffern durch das noch schlaftrunkene Dörfchen trotten, vorbei an Restaurants, süßen Lädchen, Hotels und kleinen Lebensmittelgeschäften. Discounter? Fastfood- oder Modeketten? Fehlanzeige!

Entschleunigung pur – das gilt auch für den Hauptort von Juist ©Kirsten Düspohl

Einzig an der langen Schlange beim Bäcker sehen wir, dass wir nicht die einzigen Urlauber auf der Insel sind. „Jetzt im Winter haben wir rund 2.500 bis 4.000 Gäste auf unserer Insel“, erfahre ich einige Zeit später im Rathaus von Thomas Vodde. Der Leiter der Marketingabteilung hilft mir nicht nur dabei, die TöwerCard, die Service- und Gästekarte der Insel, freizuschalten. Der Familienvater hat auch einige Tipps parat, was wir während unseres Urlaubs auf keinen Fall verpassen sollten – vom Erlebnisbad über Wattführungen bis hin zur Kinderanimation mit Werwolfnacht, Jugenddisco und Batik-Workshop.

Ein Angebot für Familien: der Batik-Workshop ©Kirsten Düspohl

„Ihr werdet merken, Juist ist für Kinder ein richtiges Paradies. Auch weil Juist zu den autofreien Ostfriesischen Inseln gehört, ist sie so sicher, dass man die Kinder einfach mal machen lassen kann. So eine Freiheit haben sie sonst vermutlich selten.“

Der größte Trumpf von Juist: 17 Kilometer feinster Sandstrand

Das Gefühl von Freiheit stellt sich augenblicklich ein, als wir kurze Zeit später den Strand erreichen, der die gesamte Nordseite der Insel säumt. „Wow, der ist ja irre breit“, freut sich unser Sohn Tom (11) und prescht direkt los zum Wasser, dicht gefolgt von seiner Schwester Jette (13) und Cousin Tjark (10). Vor allem aber ist der Strand herrlich leer. Vereinzelte Spaziergänger laufen durch den Sand, Hundebesitzer tollen mit ihren Vierbeinern und einige Familien lassen den Drachen steigen. Kein Vergleich zum Sommer, wenn der Strand mit dem Mix aus Strandkörben, ausgebreiteten Handtüchern und Strandmuscheln schnell mal an ein buntes Wimmelbild erinnert.

Einheimische und Urlauberinnen und Urlauber bezeichnen Juist gern als die größte Sandbank der Welt ©Kirsten Düspohl

Was im Winter außerdem anders ist als im Sommer: die steife Brise. Unsere App zeigt sieben Windstärken an. „Komm, wir probieren mal aus, ob wir trotzdem den Drachen steigen lassen können“, schlägt mein Mann vor. Können wir – und zwar mit dem größten Vergnügen. Regelmäßig haut es einen von uns in den puderzuckerweichen Sand, wenn eine Böe plötzlich nachlässt, aber die Kinder grinsen über beide Backen, finden es toll, mit ganzer Kraft ihren Drachen zu zähmen.

Juist – eine Insel mit viiieeel Platz, um Drachen steigen zu lassen ©Kirsten Düspohl

Juist im Winter: für Familien ein top Ziel

Ob beim Kampf gegen den Wind, beim Beobachten von Ebbe und Flut oder beim Spaziergang durch die Dünnen – auf Juist ist die Natur immer ganz nah. Und sie ist wunderschön. Das stellen wir auch am nächsten Tag fest. Mit gemieteten Rädern erkunden wir das Westende der Insel.

Ein 1A-Ziel zum Radfahren: die Ostfrieseninsel Juist ©Kirsten Düspohl

Unterwegs passieren wir den gemütlichen Ort Loog, wo sich die Welt noch ein wenig langsamer zu drehen scheint als im Hauptort. Der erste Halt: der sogenannte „Dree Water Utkiek“, eine Aussichtsplattform, von der wir die drei Gewässer der Insel sehen können – die Nordsee, das Wattenmeer und den Hammersee. „Kommt, da laufen wir rum“, schlage ich vor und zeige auf den Süßwassersee, einst durch eine Sturmflut entstanden. Doch erstmal radeln wir über gut ausgebaute Wege, begegnen unterwegs einer Handvoll Wanderern und der einen oder anderen Pferdekutsche – hier auf der autofreien Insel das gängige Transportmittel für Gäste, aber auch für Lebensmittel, Baustoffe und Co.

Auf Juist gibt es überdurchschnittlich viele Pferde und Kutschen ©Kirsten Düspohl

Schöne Wander- und Spazierwege auf Juist

Der rund 6 Kilometer lange Rundweg um den Hammersee führt auf Sandwegen durch Wäldchen und über Dünen. Hier ist es so schön, dass selbst unsere Kids vergessen, dass sie doch eigentlich keine großen Wanderfreunde sind … Was ebenfalls für Ablenkung sorgt: die bebilderten Infotafeln, die über Pflanzen und Tiere der Insel informieren. Auf diese stoßen wir auch am nächsten Tag, als es in den Osten der Insel geht, wo der nächste schöne Spazierweg auf uns wartet: der Otto-Leege-Pfad mit zahlreichen Mitmach-Stationen und Schautafeln.

Der Otto-Leege-Pfad führt durch die Dünenlandschaft und ist auch für Kinder super abwechslungsreich ©Kirsten Düspohl

Erlebnisbad, Wattwanderung und Co – die Familienhighlights auf Juist

Die Tage vergehen in einem gemütlichen Rhythmus – mal geht es für einen Bummel durch die verträumten Straßen, dann auf einen Abstecher zum Strand und ab und zu streuen wir echte Familienhighlights ein, etwa der Besuch des Meerwasser-Erlebnisbads im TöwerVital mit Rutsche, Whirlpool, Sauna und Co.

Must-visit auf Juist: das TöwerVital-Erlebnisbad ©Kirsten Düspohl

Oder die Wattwanderung, bei der Wattführerin Iris uns nicht nur Wattwürmer und Wattschnecken, „die schnellsten Surfschnecken der Welt“, zeigt, sondern uns auch Nordseealgen probieren lässt.

Eine Wattwanderung gehört zum Pflichtprogramm, im Winter eben mit Gummistiefeln ©Kirsten Düspohl

Dazwischen aber: ganz viel Müßiggang, Spieleabende in der komfortablen Ferienwohnung, Lesestunden im gemütlichen Ohrensessel und warme Waffeln und echten Ostfriesentee im Lütje Teehuus. Eines ist klar: Juist bedeutet Tiefenentspannung und Erholung. Aber keine Angst, im Winterschlaf befindet sich die Insel dennoch nicht. Selbst in der Nebensaison sind die Restaurants gut besucht und es gibt ein großes Angebot an Veranstaltungen – von Kinderbespaßung bis hin zum Sportprogramm.

Spielerunden gehören zum Ferienhausurlaub dazu wie der Strand zu Juist ©Kirsten Düspohl

Juist im Winter: Perfekt für eine hyggelige Familienauszeit

Es ist der letzte Morgen unseres Juisturlaubs. Die Tide ist gnädig mit uns und erlaubt es uns auszuschlafen. Und während der Rest meiner Familie noch in kuschelweichen Federbetten vom nächsten Inselurlaub träumt, stehe ich am Fenster, genieße die Ruhe. Die Sonne geht langsam über dem niedersächsischen Wattenmeer auf, Möwen fliegen über die Salzwiesen und auf der Straße zuckelt die Müllabfuhr mit ihren zwei Pferdestärken vorbei. „Fast schon kitschig schön“, schmunzle ich im Stillen und denke, dass mein Mann mit Juist eine richtig gute Idee hatte. Denn bei einem bin ich mir sicher: Wenn mich das nächste Mal jemand fragt, wann die perfekte Reisezeit für Juist ist, lautet meine Antwort: vor allem im Winter!

Pferdekutschen und Fahrräder sind erlaubt, Autos sind tabu. Das Ergebnis: Tiefenentspannung! ©Kirsten Düspohl

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